Nummer drei:
In meinem Elternhaus war an Heiligabend Fondue Chinoise Pflicht. Und eine riesige Tafelrunde. Familie, Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn – je mehr, desto lustiger. Meine Stiefmutter betrieb jedes Jahr einen riesigen Aufwand, dekorierte und bereitete tagelang vor, instruierte den Metzger ganz genau, was, wann und wieviel in Sachen Fleisch.
So kam es, dass wir den armen Dorfmetzger aus seinem eigenen Weihnachtsessen klingelten, um unseres zu retten
Und dann war da diese eine Weihnacht, ich war Anfang zwanzig, als alle erwartungsvoll um den Tisch sassen. Meine Stiefmutter stand auf, ging in Richtung Küche – und blieb wie erstarrt im Türrahmen stehen: Sie hatte vergessen, das bestellte Fleisch beim Metzger abzuholen. Wir hatten die perfekten Chinoise-Beilagen auf dem Tisch – nur eben ohne Chinoise. Die Metzgerei hatte natürlich längst geschlossen. So kam es, dass wir den armen Dorfmetzger aus seinem eigenen Weihnachtsessen klingelten, um unseres zu retten. Falls er das liest: Es tut mir heute noch leid!
Nummer zwei:
Vor dreizehn Jahren. Weihnachten war zwar abgesehen von einigen flauen Gefühlen im Magen noch recht okay. Der anschliessende Besuch bei meiner Grossmutter hingegen hatte es in sich. Sie hatte extra für mich Lachsbrötchen vorbereitet. Schon beim Anblick drehte es mir den Magen um, obwohl ich Lachs sonst liebe.
Stattdessen futterte ich meiner damals 16 Monate alten Tochter die Chips weg. Als Krönung verbrachte ich eine gute halbe Stunde erbrechend auf der Toilette. Meine arme Oma! Gecheckt, dass ich schwanger bin, habe ich übrigens erst einen guten Monat später, als ich anfing, dreimal täglich zu kotzen. Ich glaube, meine Oma war ziemlich erleichtert, als ich ihr sagte, dass dieses eine mal bei ihr nichts mit ihren Lachsbrötchen zu tun hatte.
Nummer eins – unangefochten:
Weihnachten 2003. Am 23. Dezember hatte ich diesen positiven Schwangerschaftstest in den Händen und war völlig verwirrt. Eines war allerdings klar: Ich würde bestimmt noch niemandem von diesen beiden rosa Strichen auf dem Test erzählen. Bis mir meine Mutter ein Glas Champagner in die Hand drückte. Daran, dass das ab sofort tabu war – und dass es auffallen würde, wenn ich keinen Alkohol trank – hatte ich nicht gedacht.
Kannst du unauffällig meinen Alkohol trinken?
Ich nippte also ein bisschen an dem Getränk, und sobald sich die Gelegenheit ergab, nahm ich meinen Bruder zur Seite: «Hör zu, ich bin schwanger, aber ich wills noch nicht sagen. Kannst du unauffällig meinen Alkohol trinken?» Er nickte nur und machte einen super Job, leerte im Laufe des Abends ein Glas ums andere, mal seines, mal meines. Ich werde weder den Anblick, wie er vor mir die Treppe hochkroch jemals vergessen, noch den erstaunten Gesichtsausdruck meiner Mutter: «Er hat doch gar nicht so viel getrunken.» Oh doch, hatte er!
In diesem Sinn: Euch allen ein besinnliches Weihnachtsfest. Oder eine tolle Party. Oder beides.