In Sachen Pubertät bin ich ehrlich gesagt schon ein paar Mal auf dem linken Fuss erwischt worden. Das hätte ich nicht gedacht. Schliesslich war ich ja selbst mal einer, und gefühlt ist das noch gar nicht so lange her (in Realität …. aber lassen wir das.) Aber so anders konnte das, was mich mit meinen eigenen Kindern erwarten würde, ja nicht sein, oder?
Doch, konnte es. Und kann es immer noch. Da ich mich nicht an einen konkreten Beginn meiner eigenen Pubertät erinnern kann, dachte ich immer, das kommt so schleichend. Und dann kam Kind 1. Mehr oder weniger von heute auf morgen. Mit elf, in den Frühlingsferien. Ich hatte nach diesen Ferien ein anderes Kind als vorher. Aus dem fröhlichen Mädchen, das dauernd schwatzte, war ein Kind geworden, das entweder gar nichts sagte, oder total auf Konfrontation ging. Und Sätze sagte wie: «Euch wär ja eh egal, wenn ich nicht mehr hier wäre.» Ich war total überfordert. Ich hätte mit vielem gerechnet, Wut, Frust, Türenknallen, aber nicht mit dem. Zum Glück ging der Spuk nicht lange. Das Kind war zwar nicht mehr das gleiche wie vorher, sonst endgültig zum Teenager geworden, aber wenigstens machte ich mir keine Sorgen mehr darüber, ob das nun normal ist oder ob schon an Depressionen grenzt.
«Und nun bin ich mit Kind 2 bei etwas angelangt, das ich zwar im Ansatz aus meiner eigenen Pubertät kenne, aber nicht in diesem Ausmass: Null Bock auf nichts. Und damit meine ich nicht nur Schule, sondern echt gar nichts mehr.»
Das Türenknallen und die Wutanfälle kamen mit Kind 2. Wegen Kleinigkeiten. Einmal, weil es keine Erdbeertörtli im Kühlschrank hatte (es hat nie Erdbeertörtli im Kühlschrank …). Auch das hat mich überrascht. Ich erinnere mich zwar an Wutausbrüche in der eigenen Teenager-Zeit, aber die hatten immer sehr gute Gründe. Auch wenn ich mich an letztere nicht erinnere.
Seither sind wir durch Liebeskummer, schulische Überforderung, Erwartungsdruck, Indentitäts- und Zugehörigkeitssuche, Krach mit Freundinnen und Freunden, sowie diverse Krisen, Dummheiten und Peinlichkeiten. Und nun bin ich mit Kind 2 bei etwas angelangt, das ich zwar im Ansatz aus meiner eigenen Pubertät kenne, aber nicht in diesem Ausmass: Null Bock auf nichts. Und damit meine ich nicht nur Schule, sondern echt gar nichts mehr. Mit zwei Ausnahmen: mit Freunden abhängen und Gamen. Seine Hobbys hat er geschmissen, mache ihm keinen Spass mehr. Ein bisschen Eigeninitative bei der Suche nach Schnupperlehrstellen? Fehlanzeige.
«Kind 2 ist nicht mal mehr in der Lage, allein beim Bademeister nach Ping-Pong-Schlägern zu fragen. Und dass er überhaupt mitspielen will, kommt dieser Tage selten vor.»
Diese totale Passivität geht mir echt auf den Keks. Und mittlerweile nicht nur mir, sondern sogar seiner Schwester. Kind 2 ist nicht mal mehr in der Lage, allein beim Bademeister nach Ping-Pong-Schlägern zu fragen, wenn sie spielen wollen. Und dass er überhaupt mitspielen will, kommt dieser Tage selten vor. Ich muss gestehen, dass ich gerade auch nicht richtig weiss, wie ich dieser totalen Null-Bock-Phase begegnen soll. Ausser mit dem berühmten Mama-Mantra: Ist alles nur eine Phase. Und die geht vorbei. Auch wenn sie gerade richtig, richtig nervig ist.