Eine geführte Städtetour buchen
Ich möchte, dass meine Kinder ein Minimum an Geschichte und Kultur unserer Ferien- oder Wochenend-Destination mitbekommen. Deshalb werden sie regelmässig zu geführten Touren verknurrt.
Diese sind Pflicht und nicht verhandelbar. Und sie haben viele Vorteile: Kinder finden nichts doofer, als Eltern, die sie mit Stadtplänen durch fremde Städte schleppen und sich dabei zigmal verlaufen. Der Stadtführer kennt sich aus und die Tour ist zeitlich begrenzt, so dass kein Kind regelmässig «Wie lange noch?!» stöhnen muss. Zudem weiss die Stadtführerin wirklich Bescheid und erzählt meist einigermassen spannend. Denn Kinder finden nichts peinlicher, als Eltern, die im Ausland mit grosskotzigem Halbwissen glänzen. Und last but not least: Die Pflicht-Programme einer Stadt sind abgehandelt und man hat nicht den Stress, dieses oder jenes noch unbedingt erledigen zu müssen.
Die Musts der Kids abgrasen
Ja, das Hardrock-Café sieht in jeder Stadt gleich aus. Und ja, auch die Shirts, die man da kauft, sehen überall gleich aus. So what? Als Kind zwischen 10 und 16 MUSS man in möglichst vielen von denen gewesen sein und möglichst viele solche Shirts besitzen. Also hingehen, abhaken, weitermachen.
Wusstet ihr, dass es in Berlin einen K-Pop-Store gibt?
Wer das Glück – oder Pech – hat, ein echt interessiertes Kind zu haben, das die Destinationen vorher googelt, muss vielleicht noch ein, zwei Teenie-Musts mehr mit einplanen. Wusstet ihr, dass es in Berlin einen K-Pop-Store gibt? Nicht? Ich auch nicht. Jetzt weiss ichs. Und ihr auch.
Hang loose!
Teenager sind Teenager. Und wenn sie frei haben, befinden sie sich einen Grossteil der Zeit am liebsten in der Horizontalen. Sie schlafen, chatten, hängen. Und an einem Tag eines dreitägigen Städtetrips ist das völlig ok – ich hab schliesslich auch frei und muss nicht jeden Tag mit Programm zukleistern.
Ich gönne mir also am Vormittag ganz allein einen Spaziergang durch die Stadt oder am Strand und einen Cappuccino in der Sonne und kehre dann gaaaanz langsam und entspannt ins Hotelzimmer zurück, um zu schauen, ob sich dort etwas regt.
Nicht enttäuscht sein
Ja, man bietet den Kindern eine Menge, wenn man ihnen eine fremde Stadt zeigt. Und nein, sie wissen es selten zu schätzen. Aber wer Dankbarkeit will, muss ganz sicher keine Kinder haben. Einstündige Tour im Bus durch London und das Kind schläft (und wenn es aufwacht fragt es, wo der nächste Spielzeugladen ist)? Was solls.
Mittags und abends Spaghetti mit Tomatensauce?
Die unglaublichsten lokalen Spezialitäten und das Kind isst mittags und abends Spaghetti mit Tomatensauce? Ja nu. Es gibt immer wieder kleine Lichtblicke. Zum Beispiel die Dreizehnjährige, die total fasziniert von einem Museum ist. Oder der Elfjährige, der stundenlang am Strand Muscheln sammelt und zwei Tage lang nicht merkt, dass er sein Handy im Auto liegenliess.
Die Zeit nutzen
Fern vom Alltag sind auch Kinder lockerer. Und reden beim Frühstück, Abendessen oder beim Schlendern durch die Stadt plötzlich über Dinge, die sie sonst nicht so einfach erzählen. Schule, Lehrer, Ängste, Sorgen, Liebe, Sex. Das ist die Gelegenheit: Zuhören, fragen. Ein Glacé kaufen, auf ein Bänkli sitzen und reden statt die nächste Sehenswürdigkeit zu erklären. Die Chance ist einmalig. Denn am heimischen Küchentisch wird dieses Gespräch nicht stattfinden.