Das Leben ist ein Kreislauf. Und ich glaube, das hat einiges mit unseren Hormonen zu tun. Was es für uns Frauen noch einiges «runder» macht als für Männer. Nun sagt man ja zwar immer wieder Dinge wie Vierzig sei das neue Dreissig und so. Dass ich mich mit Ende Vierzig aber nochmal so fühlen würde mit Ende zwanzig – nämlich schwanger – hätte ich mir nicht träumen lassen. Dabei ist es ja eigentlich nicht unlogisch, liegt doch den Wechseljahren das Gleiche zugrunde wie einer Schwangerschaft: ein gigantischer Fuck-up der Hormone.
Nun sind sie also wieder da, all die wunderbaren Dinge, die ich schon in der Schwangerschaft nicht abkonnte: Rasante Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, Spannungen in den Brüsten, bis man das Gefühl hat, sie sind kurz vorm Platzen. Und dazu noch das eine oder andere Ding im Hirn:
«Kürzlich ist mir der Mixer aus der Hand gerutscht und ich bin heulend zusammengebrochen»
Willkommen zurück, Schusseligkeit. Ich wurde schon mit einer guten Portion davon geboren. Bereits als Kind lief ich ständig in Möbel und stolperte über Sachen. Meine Mama nannte mich «Fräulein-Kopf-in-den-Wolken». Zwischendurch wurde es besser; als ich schwanger war, rannte ich aber wieder ständig in irgendwelche Türrahmen. Ich segelte sogar mal im 9. Monat eine Treppe runter, zum Glück ist nichts passiert dabei. Und jetzt ist sie stärker als je zuvor, meine «Wolkigkeit». Kürzlich bin ich am selben Tag drei mal (!) in die verkehrte Richtung auf eine Rolltreppe gelaufen. Und an der Freundin meiner Tochter, die wir jeden Morgen am immer gleichen Ort aufpicken auf der Fahrt zum Bahnhof fahre ich mindestens zweimal pro Woche vorbei. Weil ich in Gedanken noch bei dem TikTok-Video bin, das zeigt, wir man Augenringe kaschiert.
Willkommen zurück, Dünnhäutigkeit. Rückblickend kommts mir vor, als hätte ich meine beiden Schwangerschaften flennend verbracht. Dabei ist auch das etwas, was ich aus meiner Kindheit kenne. Man musste mich nur schief anschauen, schon hatte ich Tränen in den Augen. Jetzt passiert mir das lustigerweise nur bei kleinen Alltagsdingen. Kritik im Job oder Teenie-Gemotze sind nicht so ein Problem. Aber kürzlich ist mir der Mixer aus der Hand gerutscht und ich bin heulend zusammengebrochen.
Willkommen zurück, Vergesslichkeit. Das hier ist ein Versuch, die «Wechseljahr-Mattscheibe» genauso bekannt zu machen wie die «Schwangerschafts-Demenz». Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich einen Raum gehe, dort überlege, was ich wollte, und wieder rausgehe. Oder wie oft ich an den vollen Müllsäcken, die ich extra vor die Tür stelle, um sie mitzunehmen, vorbeilaufe. Geschweige denn wie oft ich «Kehrichtsäcke, Kehrichtsäcke, Kehrichtsäcke» vor mich hinmurmelnd einkaufen gehe und den Laden zielsicher ohne Müllbeutel verlasse.
Willkommen zurück, Schlaflosigkeit. Gut, ein morgens um 2 Uhr «Fifa»-zockend rumbrüllender 17-Jähriger würde auch einen Bären aus dem Winterschlaf holen. Aber Fakt ist: Ich, die ich sonst schlafe wie ein Stein, wache (wie in der Schwangerschaft) regelmässig nachts auf und schlafe nicht mehr ein. Weil ich versuche, mich zu erinnern, ob ich nun Müllsäcke gekauft habe oder nicht. Ich hab jetzt mal vorsorglich 24 Rollen eingekauft. Vielleicht hilfts ja auch beim Einschlafen.