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Der ganz normale Wahnsinn

Wahre Liebe

Im Haushalt unserer Familienbloggerin leben nicht nur zwei pelzige Tierchen, sondern vier. Dabei ist manchmal schwierig zu sagen, wen die Kinder mehr lieben – die Kaninchen Hermine und Mario oder «Fantli» und «Glubschi». Und Sandra C. fragt sich auch manchmal, ob ihr Nachwuchs – der notabene bereits pubertiert – sich bewusst ist, dass es sich bei den beiden letzteren nicht um echte Lebewesen handelt. 

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ZVG

Eines der grössten Traumen meines Lebens heisst Fritz. Und ich bin mir fast sicher, dass Millionen von Eltern weltweit ein ähnliches Schicksal teilen. Ich höre es nämlich tausendfach und in jeder Sprache auf unzähligen Flughäfen, wenn Eltern mit ihren Kindern reisen: «Hast du deinen Bello?» - «Pass auf Stinki auf!» - «Lass Jimmy nicht liegen!» 

Ein furchtbarer Flug

Fritz war ein Plüschhund. Beziehungsweise eine Hündin, laut Definition meiner Tochter. Und ja, ich habe ihn verloren. Er ist irgendwie saublöd aus meinem Rucksack gefallen, der offenbar nicht richtig zu war. Als ichs bemerkt habe, bin ich zweimal durch den ganzen Flughafen gerannt und hätte fast den Flug verpasst. Der Flug mit einem in Tränen aufgelösten Kind war furchtbar – zumal ich allein schuld war an diesen Tränen.

Das Fundbüro kann nicht weiterhelfen

Das Wochenende bei Freunden ging dank gleichaltriger Spielgefährten zum Glück gut über die Bühne. Direkt nach der Landung in Zürich gingen wir zum Fundbüro. Nichts. Ich habe danach noch gefühlte hundertmal dort angerufen. Fritz blieb verschwunden. 

Fritz kam in unser Leben, als meine Tochter etwa zwei Jahre alt war. Zuvor gabs eine fette Plüschhummel namens Willi, aber die grosse Liebe war das nicht. Bei Fritz wars anders. Er – Verzeihung: sie – hatte einen Zwillingsbruder (oder wahlweise eine Schwester), der genau gleich aussah.

Der Zwilling war ein No-Go und wurde unter keinen Umständen akzeptiert

Ich hatte nämlich auf dem Markt, auf dem ich Fritz erstanden hatte, in weiser Voraussicht einen zweiten, genau gleichen Plüschhund gekauft. Als meine Tochter Fritz im Einkaufszentrum und später mal auf einem Spielplatz verlor, stellte sich heraus: Der Zwilling war ein No-Go und wurde unter keinen Umständen akzeptiert. Zum Glück gibt es einen heldenhaften Vater in ihrem Leben, welcher – zwar nicht unter Einsatz seines Lebens, aber immerhin seiner Freizeit und seiner Nerven – den geliebten Plüschhund wiederfand.

Als er verlorenging, war sie etwa acht. Und sie fragte noch Jahre danach manchmal: «Glaubst du, dass es Fritz gut geht? Vielleicht hat sie jemand gefunden und sie wohnt jetzt dort?» Einmal traute ich mich zu sagen: «Du weisst schon, dass Fritz nicht echt ist? Er ist ein Plüschtier…» Ich erntete nur einen bösen Blick. 

Wir vergassen Timmy nach den Ferien mal im Hotel

Mein Sohn hatte als kleiner Junge nie eine so innige Beziehung zu einem plüschigen Gefährten wie seine Schwester. Eine Weile lang schleppte er einen kleinen Plüschhund namens Timmy rum, aber ich vermute, das war nur, weil seine Schwester immer so ein Zeugs um Fritz machte, dass er dachte, er brauche auch sowas. Wir vergassen Timmy nach den Ferien mal im Hotel. Er hat nie nach ihm gefragt.

Umso erstaunlicher ist das, was sich seit einem knappen Jahr hier abspielt. Nach einem Zoobesuch hat sich mein Sohn im Zoo-Shop einen Plüschaffen gekauft. Er ist lang und dünn mit endlos langen Beinen und Armen und riesigen Glubschaugen. Es war Liebe auf den ersten Blick – vielleicht auch deshalb, weil den beiden (abgesehen von den Augen) eine gewisse Ähnlichkeit nicht abzusprechen ist.

Das war voll krasses Karma, Alter!

Seither ist Glubschi immer und überall dabei. Besonders lustig ist jeweils das Bild, wenn er mit Freunden am Gamen ist und Sätze spricht wie «Das war voll krasses Karma, Alter!» - und dabei den Plüschfreund fest im Arm hält. Als ich Glubschi letzthin waschen musste, weil er einer umgefallenen Kakaotasse zum Opfer fiel, erkundigte sich mein Zwölfjähriger bei seiner Rückkehr besorgt nach seinem Befinden. Und wer wurde am Dreikönigstag König? Glubschi! 

Auch meine Tochter hat seit geraumer Zeit einen neuen plüschigen Schatz. Fantli. Dabei handelt es sich – unschwer zu erkennen – um einen Elefanten. Sie hat ihn von ihrem Gotti bekommen und er ist ihr mehr oder weniger ständiger Begleiter. Sogar ins Klassenlager durfte er mit (und er war offenbar nicht der einzige Plüschfreund dort). Zum Glück packt sie mittlerweile ihre Sachen selbst, wenn wir verreisen. Denn ein Fantli-Trauma will ich nicht auch noch!

Mehr von Familien-Bloggerin Sandra C. lesen Sie hier.  

 
am 10. Januar 2019 - 08:20 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:25 Uhr