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Der ganz normale Wahnsinn

Hilfe – mein Kind ist ein Verlierer!

Habt ihr auch so ein Verlierer-Kind? Natürlich nicht eins, das nichts hinkriegt im Leben. Sondern eins, das ständig alles liegenlässt. Unsere Familienbloggerin hat so eines. Und es treibt sie in den Wahnsinn. Und zwar schon lange.

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Sandra Casalini Blog der ganz normale Wahnsinn

Ob Schuhe in der Badi, Kleider in der Schule oder das Handy im Kühlschrank - Sandra C.'s Sohn lässt so ziemlich alles so ziemlich überall liegen. Von wem er das wohl hat? 

Lucia Hunziker

Bereits im Kindergarten kam Kind 2 regelmässig in den Finken nach Hause. Genauso regelmässig ging ich mit ihm zurück in den Kindergarten, um mir dort von ihm sagen zu lassen, es habe seine Schuhe ganz, ganz sicher an ihren Platz in der Garderobe gestellt, sie müssten gestohlen worden sein. Komm schon, Kind, wer klaut jede Woche Kinderschuhe in der gleichen Grösse aus der Garderobe des Kindergartens? «Vielleicht eine ganz arme Familie mit Siebenlingen?» Äh, ja ....

Znüniboxen mit verrotteten Apfelresten

An die Besuchstage der Primarschule ging ich später jeweils nur noch aus einem Grund: um in den grossen «Fundgrube»-Tonnen all die Dinge zusammenzusammeln, die Kind 2 während der vergangenen Wochen liegengelassen hatte. Ich nahm immer eine Tasche mit, um Handschuhe, Mützen, Trinkflaschen, Sportkleidung und -schuhe, Schoner, Jacken, Pullis und so weiter wieder mit nach Hause zu nehmen. Die unzähligen Znüniboxen mit den verrotteten Apfelresten und angetrockneten Krümeln hab ich jeweils liegenlassen. Da kauf ich lieber alle paar Tage eine neue.

«Als es noch Schwimmunterricht hatte, hätte es mich nicht gewundert, wenn Kind 2 jeweils in der Badehose nach Hause gekommen wäre.»

Am Schlimmsten ist bis heute Sportunterricht in der letzten Stunde. Da zieht sich das Kind nämlich gar nicht mehr um, sondern kommt in den Sportklamotten nach Hause. Manchmal bringt es die Kleider, die es zuvor anhatte, tatsächlich mit heim, manchmal teilweise, manchmal gar nicht. Als es noch Schwimmunterricht hatte, hätte es mich nicht gewundert, wenn Kind 2 jeweils in der Badehose nach Hause gekommen wäre., Ist es erstaunlicherweise nie. Vergangenes Jahr hat es morgens vor der Schule mal seine Schuhe gesucht. «Wo warst du denn gestern?», fragte ich. «In der Badi», sagte das Kind. Es wird ja wohl nicht barfuss heimgelaufen sein und sich nicht daran erinnern. War es doch. Ich bin am Nachmittag zur Sicherheit nachfragen gegangen, worauf man mir laut lachend seine Schuhe überreichte.

Handy im Kühlschrank

Ich dachte, das würde sich mit der Zeit «herauswachsen» oder so. Ich hatte falsch gedacht. Ich habe nicht gezählt, wie oft ich, seit das Kind in der Oberstufe ist, einen Anruf bekam, man möge ihm doch bitte die Sporttasche bringen, es habe sie daheim liegenlassen. Wofür braucht man auch ein Hirn, wenn man ein Handy und eine Mutter hat? Anfangs Winter habe ich ihm drei Mützen gekauft. Als ich kürzlich die Winterkleider einpackte, um sie im Keller zu verstauen, waren nicht mehr drei Mützen in seinem Kleiderschrank. Auch nicht zwei oder eine. Sondern gar keine mehr.

Und auch, wie oft Kind 2 in Panik durchs Haus rast, um sein Handy zu suchen, zähle ich nicht mehr. «Ach, hier», rief es letzthin erleichtert aus. «Wo wars?», fragte ich. «Im Kühlschrank. Gleich neben deiner Tasse Kaffee.» Aaaah, dort hatte ich sie also abgestellt heut Morgen ...

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 19. Juni 2021 - 17:01 Uhr