Lieber Fritz Zurbrügg
Ohne Ihnen nahetreten zu wollen: Zur Lancierung einer neuen Banknote hätte eigentlich der Nationalbankpräsident persönlich antreten müssen. Nun war es Ihnen vorbehalten, dem Vizepräsidenten, die neue 200-Franken-Note zu enthüllen. Mit «Stolz und Freude». Und mit einem peinlichen Dementi: «Nein, die drei Finger sind nicht der Rütlischwur.»
Das fand ich witzig: Jeder denkt doch beim Betrachten der drei Finger auf dem Nötli sofort ans Rütli. Wäre ja auch ein schönes Banknoten-Sujet gewesen, oder? Aber eben: Banknoten müssen allen gefallen, also eigentlich niemandem so richtig. Und sie dürfen nicht an etwas Reales erinnern. Sonst gibts Stunk, heutzutage.
Warum sind x, y und z rückwärts buchstabiert, von rechts nach links?
Eine anonyme Hand und ein Globus auf allen Noten, dazu eine beliebige Prise Berge, Schienen, Uhrwerke, Ski oder Deltaflieger, das geht. Diesmal soll Wissenschaft dargestellt werden, auch abstrakt. Kein Monument, keine Persönlichkeiten, nichts, das wirklich an die Schweiz erinnert.
Unmöglich, heute Jean Tinguely, Bernhard Luginbühl, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Max Bill, unsere Nobelpreisträger oder die Vorkämpferinnen für die Frauenrechte auf einer Note zu zeigen. Bei jedem könnte ein Haar in der Suppe gefunden werden, das von Sektierern und Fanatikern aller Art für Protest und Profilierung genutzt würde.
Hand und Globus, das macht niemanden sauer. Und wenn wir schon beim Meckern sind: Warum sind x, y und z rückwärts buchstabiert, von rechts nach links? Mir ein Rätsel. Aber gut: Die Sicherheit, das Papier, der Druck, alles tipptopp, gutes Heimatwerk. Die Note ist brauchbar, die Währung hart. Was will man mehr?
Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler