Liebe Manuela Pfrunder
Das Gute an der neuen Tausendernote ist, dass sie von einer Frau gezeichnet wurde. Von Ihnen. Früher war das die Domäne von Männern. Die zwar auch Frauen auf die Banknoten gebracht haben, wie die Künstlerin Sophie Taeuber-Arp, für mich immer noch die schönste Fünfzigernote.
Frauliches ist ja auch auf Ihrem Tausenderschein zu entdecken, nämlich eine feingliedrige Hand, die von einer Männerhand zum Gruss ergriffen wird. Mann oben, Frau unten, wie es sich gehört, gell?
Jetzt wird im Ausland gemeckert wegen dem neuen Tausender, der noch keinen Übernamen hat. Die alte hiess «Ameise», wegen Auguste Forel, Pionier der Ameisenforschung und Sexaufklärung. Die Neue könnte man «Grüezi» nennen, wegen dem Händedruck, «als Symbol für die kommunikative Schweiz».
Geld stinkt nicht, sagt man. Es sollte aber nach etwas riechen oder aussehen, finde ich
Die Note soll bei Geldwäschern, Terroristen und anderen schnellen Geldverschiebern beliebt sein, sagen die Kritiker. Wo ich dachte, dass die unheimlichsten Verschieber, die uns Finanzkrisen beschert haben, dies längst elektronisch tun. Aber kommen wir zur Kunst zurück: Geld stinkt nicht, sagt man. Es sollte aber nach etwas riechen oder aussehen, finde ich. Nach dem Herkunftsland nämlich. Kunst, Bauwerke, Berge, Persönlichkeiten darstellen, den ganzen Stolz eines Landes, konzentriert auf wenigen Quadratzentimetern.
Aber nein, Schweizer Geld muss heute so banal, so stromlinienförmig, so unbedeutend wie möglich sein, damit es nirgends aneckt, vor allem nicht bei denen, die wollen, dass wir uns auch auf Geldscheinen hyperneutral geben, bis zur Unterwerfung. So gesehen haben Sie einen sehr guten Job gemacht.
Mit freundlichen Grüssen