Lieber Christian Jott Jenny
Wenn schon untergehen, dann bitte mit Stil. Haben Sie selber mal gesagt. Sicher werden Sie sich daran halten, wenn es schiefgeht. Sie haben an ihrem vierzigsten Geburtstag bekanntgegeben, dass Sie Gemeindepräsident von St. Moritz werden wollen. Als Geburtstagsgeschenk an sich selbst.
Wenns dem Esel wohl ist, geht er aufs Eis
Meine Grossmutter hätte gesagt: Wenns dem Esel wohl ist, geht er aufs Eis. Denn es ist sicher weniger riskant, mit hundert Sachen im Bob den Cresta Run runterzublochen. Denken Sie nur an die Verwicklungen im Baubereich, an den Einfluss der mächtigen Familien. Da brauchts eine sehr dicke Haut.
Für eine Weltmarke wie St. Moritz wäre es natürlich famos, wieder ein Gesicht zu erhalten, das in den Medien international rüberkommt, wie der unvergessliche Verkehrsdirektor Hanspeter Danuser.
Aber den ganzen lieben langen Tag Baupläne, Finanzpläne, Polizeieinsätze und Personalentscheide wälzen und bei jeder Hundsverlochete ein paar Worte verlieren? Das passt doch eigentlich nicht zu Ihnen, zum «Leo Wundergut» im weissen Anzug mit dem weissen Riesenpudel, den Sie auf Theaterbühnen so umwerfend gut spielen.
Ich sähe Sie also sehr gut in einem super Werbespot für St. Moritz
Sie haben sich als Organisator des Festivals da Jazz St. Moritz einen soliden Namen als Unternehmer gemacht, Sie können als ausgebildeter Tenor singen und reden, sind insgesamt ein gewinnender Typ. Ich sähe Sie also sehr gut in einem super Werbespot für St. Moritz. Aber muss es gleich Gemeindepräsident sein?
Nun, vermutlich braucht es gerade einen wie Sie, der sich von einer verrückten Idee nicht so leicht abbringen lässt. Vielleicht passt ja Ihr Stil der jüngeren Generation.
Ich kann nur sagen: viel, viel Glück!
Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler