Lieber Murat Yakin
Ich nehme an, Sie sind schwindelfrei. Sonst wären Sie nicht aufs Trainerkarussell von Christian Constantin gestiegen. Das immer schneller dreht! Gut, Sie haben gleich gesagt: «Ich bin ohnehin nicht der Trainer, der Sicherheit sucht.» Ich denke, zur Sicherheit lernen Sie gar nicht erst Französisch. Mit dem Familiennachzug würde ich auch zuwarten. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit CC mal weniger schnell Trainer wechselt als seine Ferraris. Er kauft alle zwölf Monate das neuste Modell.
Aber eigentlich muss man CC gratulieren. Vor Kurzem hat er Ihren Vorgänger Jacobacci lieblos abgekanzelt. Jetzt wollte er den Ferrari unter den Trainern und hats geschafft. Weil er ein Weltmeister im Charmieren ist, hochintelligent und stets leise, er überzeugt mit einer Stimme wie Samt und funkelnden Augen.
Aber aufgepasst: Mit seinem Blues-Brothers-Look mimt er zwar den starken Mann, aber er ist – wie jeder grosse Narzisst – eine Mimose, wenns um sein Ego geht: Die Walliser Zeitung «Le Nouvelliste» hat er mit Tribünen-Verbot bestraft, weil der Chefredaktor ihn persönlich kritisierte. Nun kann man sich fragen: Was macht Napoleon CC, wenn Sie nicht liefern, also nicht gewinnen und nochmals gewinnen? Muss er dann den Zweitbesten holen? Und wer ist das?
CC wollte den Ferrari unter den Trainern – und hats geschafft!
Sicher kann er mit Ihnen nicht umspringen wie mit anderen. Zu bekannt sind Sie in der ganzen Schweiz. Wobei man ja weiss, dass es CC schnurzegal ist, was die Deutschschweizer Medien über ihn schreiben. Hauptsache, er steht im Mittelpunkt. Und das hat er wieder einmal geschafft.
Ich wünsche viel Glück und meine dies ernst.
Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler