Liebe Patty Schnyder
Echt stark, wie Sie am US Open aufgetreten sind. Gleich drei Spielerinnen, 14 bis 18 Jahre jünger als Sie, haben Sie bei der Qualifikation einfach so weggefegt. Und gegen die glamouröse russische Rakete Maria Scharapowa bravourös standgehalten. Dies als 39-jährige Mutter einer dreijährigen Tochter. Kurz vor dem 40. Geburtstag. Also in einem Alter, wo andere Tennisgrössen nur noch an Knie, Schulter und Rücken herumdoktern, endlich heiraten (zum zweiten Mal), ein Haus auf Mallorca posten oder als Coach junge Talente schulen.
Selbst ganz grosse Cracks haben über «Mama Schnyder» (Ihr neuer Übername) gestaunt. Martina Hingis sagte nur: «Unglaublich». Auch für uns Journalisten sind diese Good News wohltuend. Wie oft mussten wir doch kopfschüttelnd über Ihre seltsam wechselhafte Karriere und das noch seltsamere Privatleben berichten. Alles vergessen. Heute können wir nur noch gratulieren und festhalten, dass das Leben einer Spitzensportlerin halt doch nicht mit dreissig vorbei ist.
Selbst ganz grosse Cracks haben über ‹Mama Schnyder› gestaunt.
Mir gefällt Ihr Comeback auch so gut, weil es bestätigt, dass Tennisspieler(innen) von Ihrem Kaliber tatsächlich Spass haben an ihrem Sport. Auch mit vierzig Jahren noch bereit sind, alles zu geben für den grossen Auftritt im Stadion. Und dafür gerne alle Strapazen eines Nomadenlebens in Hotels, Flugzeugen und Umkleidekabinen auf sich nehmen. Wo ich doch immer dachte, dass «nur» Tennisspielen nicht ein Leben ausfüllen kann. Fast Mitleid hatte mit diesen Gladiatoren mit dem Racket. Offenbar lag ich falsch. Tennis kann doch glücklich machen. Sie haben es in New York bewiesen. Man sieht es in Ihren Augen.
Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler