Sind Bauarbeiter und Handwerkerinnen eigentlich stolz auf ihre vollendete Arbeit? Stehen sie nach einem langjährigen Projekt vor dem Gebäude und es sparkeld joy in der Brustregion? Weil ich finde: Das sollte es. Was diese Männer und Frauen leisten, ist doch abgefahren. Ich für meinen Teil habe immer noch acht Bilderrahmen auf meinem Fenstersims rumliegen, welche ich immer mal wieder verschiebe, um der Staubkolonien Herrin zu werden. Leider kann ich sie nicht aufhängen, weil ich nicht weiss, wo man Nägel einschlagen darf, ohne eine Strom- oder Wasserleitung zu erwischen. Und diese Leuts bauen Häuser mit ihren baren Händen.
Wir schenken diesen Helden absolut viel zu wenig Beachtung und Respekt. Sie sind dafür verantwortlich, dass wir Räume haben, für unsere SparkCycle Lektionen und Barista-Weltmeisterschaften. Wir aber nerven uns grundsätzlich nur über den Lärm und rollen die Augen, wenn die Arbeiten nochmals zwei Wochen beanspruchen. Irgendwann auf dem Weg zu einer funktionierenden Gesellschaft haben wir ein, zwei Prioritäten verschoben gesetzt. Wie ich, die Kommas, in meinen Texten.
Galas für Plattenleger und Dachdecker!
Aus mir unerklärlichen Gründen werden mehrmals im Jahr Partys geschmissen und Preise vergeben für Werbeagenturen, die mit viel Geld und kreativem Engagement ein Produkt mit Emotionen aufladen, um bei uns ein Kaufbedürfnis zu kreieren. Es werden Grammys und Swiss Music Award verteilt, um den Menschen Anerkennung zu zollen, die ihrer Leidenschaft nachgehen dürfen. Sportlerinnen sind Rockstars, weil sie gut irgendwelche Berge hinunter skien können.
Niemand schmeisst einen Gala-Abend für die Plattenleger- oder Dachdecker-Branche, an dem sie neben einem Bonus sich beim Ausgang das neuste iPhone mitnehmen dürfen. Es werden keine Werbeverträge abgeschlossen mit Pasquale, der die schönsten Küchen baut. Uns ist es tendenziell eher unangenehm, wenn wir jemanden in unsere Wohnung lassen müssen, um die verzogene Türe abzuschleifen. Wir schleichen in einem anderen Raum herum und nerven uns ob des Staubs und der schmutzigen Schuhe und um Gottswillen, hoffentlich muss er nicht auch noch unsere Toilette benutzen. Wären Lo & Leduc da, um bei einem Privatkonzert zu performen, würden wir tausend Smalltalk-Themen initiieren, um dann irgendwie so organisch wie möglich nach einem Selfie zu fragen – nachdem wir die Schnappatmung und das unnatürlich breite Grinsen, welches unsere Zähne fast austrocknen lässt, unter Kontrolle gebracht hätten.
«Du bisch en geile Siech»
Bauarbeiterinnen und Handwerker werden weder genug gut bezahlt, noch subventioniert, geschweige denn bekommen sie Dankbarkeit oder Anerkennung für ihr Tun. Sie müssen bei fünf genau wie bei 32 Grad das Baustellen-ToiToi benutzen. Wir sollten alle anfangen, diesen Menschen einen Fingerpistole-Zwinkerauge zu schenken, wenn wir sie bei ihrer Arbeit treffen und danke sagen, mit dem Subtext «Du bisch en geile Siech» – dafür ist die Fingerpistole gedacht. Sie sollten bei uns joy sparkeln und nicht irgendwelche Marketing-Leute, die uchoge genial einen Turnschuh in eine Werbung eingebaut haben.
Wenn man also weiss, dass jemand zum Bilder-Aufhängen vorbeikommt, sollte man neben Kaffee auch Kuchen bereit haben und irgendeine Note Trinkgeld und auf diesem Weg joy sparklen bei den Heldinnen der Baukunst.