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  4. Pedro Lenz schreibt in seiner Kolumne über sein Kind: «Aues über mi Bueb»

Pedro Lenz' «GSCHICHTE VO HIE UND HÜTT»

«Aues über mi Bueb»

Pedro Lenz, 54, Schriftsteller und Publizist, sinniert in seiner Mundart-Kolumne für die «Schweizer Illustrierte» über seinen Sohn.

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Pedro Lenz Dr Goalie bin ig

Pedro Lenz ist Schriftsteller und Publizist.

Geri Born

Es ewigs Themair Literatur und ir Kunscht isch Inschpiration. Wär im Kunschtbetrieb schaffet, sött idealerwiis immer hundertprozäntig inschpiriert si. Das dänke jedefaus vüu Lüt, wo säuber nid unbedingt vüu mit Kunscht am Huet hei. Gliichzitig dänke di gliiche Lüt ir Regu, di gröschtmöglechi Inschpirationsquöue für jedes kreative Schaffe müess wahrschiinlech es chliises Ching si.

Worum dass i das so genau weiss? Us Erfahrig. Wenn i mit mim Bueb ungerwägs bi, de passiert früecher oder spöter jedes Mou ds Gliiche. Praktisch immer frogt mi irgendöpper, ob das jetz mi Bueb sig, und de wirden i ungfrogt druf ufmerksam gmacht, jetz chöng mer äuä de der Stoff für mini Gschichte nie meh usgoh.

«Botz, do heit er ömu de gäng öppis z verzöue!», säge di einte Lüt mit em ne amüsierte Blick uf e Bueb. «Mit em ne söttige Manndeli gö nech dänk d Idee nie meh us!», säge di angere. Oder wider angeri zeige diräkt mit em Finger uf e Bueb und säge: «Uuuh, gäuit Herr Lenz, do heiter jetz aber sicher gnueg Materiau füer öichi Gschichte!»

Säubschtverständlech isch das nie bös gmeint. D Lüt säge haut das, wo ne grad i Sinn chunnt. Aber excüse, han i irgendeinisch öffetlech gjammeret, mir manglis a literarischem Materiau? Han i irgendeinisch vo öpperem verlangt, är söu mi künschtlerisch inschpiriere? I mögt mi nid bsinne. Wenn i nüt weiss z schriibe, de dänke ni noche, und wenn mer trötzdäm nüt i Sinn chunnt, de dänken i no länger noche. Nochedänken isch mi Pruef. Schriftstöuer wärde mängisch meh und mängisch weniger zauht derfür, dass ne öppis i Sinn chunnt bim Nochedänke. Für das müesse si kener Ching züge.

Es ist nicht die Aufgabe meines Sohns, Stoff für meine Geschichten zu liefern

Mi Bueb muess mängisch fougen und mängisch muess er öppis mache, won er i däm Momänt vilecht lieber nid miech. Aber Stoff liefere für mini Gschichte muess er ganz sicher nid. Das isch weder sini Ufgab no sini Verantwortig.

Überhoupt dünkts mi ungerdesse, gäng wi meh Lüt heige ganz komischi Vorstellige vo Schriftstöuer und no komischeri Vorstellige vo Ching. Drum betonen i das hie gärn no einisch: A de Schriftstöuerching ihren Exischtänzgrund isch es nid, ihrnen Öuteren Idee z lifere. Und am Schriftstöuer sini Ufgab isch es nid, di nöcheri Verwandtschaft i literarischi Figure z verwandle. Di eigete Ching scho gar nid.

Klar mas Pruefskolleginnen und Pruefskollege gä, wo das mache. Das isch natürlech ihri Sach. Di söue de das spöter mit ihrne Ching säuber usdiskutiere. Aber mi Bueb isch weder e literarischi Figur no nes Modäu für irgendöppis . Är isch eifach es Ching und ig aus Vatter wott ne dörfen erläbe, ohni dass i bi auem, won er macht oder nid macht, muess drüber nochedänke, ob i über das vilecht e Gschicht oder es Gedicht oder e Kolumne chönnt schriibe. Aues, wo über mi Bueb z verzöue wär, ghört zersch ihm säuber.

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Von Pedro Lenz am 17. Juni 2019 - 15:28 Uhr