Thomas Gottschalk, 69, könnte um drei Uhr morgens Staubsauber, Plastiktüten und Atomkraftwerke auf Mediashop verkaufen und ich würde einschalten. Egal durch welches Format der Talkmaster führt: Ich bin Fangirl der ersten Reihe und meiner ersten Stunde. Es erklärt sich von selbst, dass ich meinen Samstagabend mit «Gottschalks grosse 80er-Show» auf ZDF und einer grosszügigen Portion Lakritze verbracht habe.
Das war eine TV-Show der alten Schule. So, wie all die TV-Shows damals waren, als ich klein war und im Pyjama vor dem Fernsehen sass. Ein Talkmaster, prominente Gäste mit viel Live-Musik vor grossem Publikum. Dem Motto entsprechend gab es 80er auf die Ohren, wie beispielsweise von Nick van Eede von Cutting Crew, Kim Wilde oder Paul Young. Natürlich waren die alle live vor Ort. Wer kommt schon nicht, wenn Gottschalk ruft.
Und dann kam's für mich ganz unverhofft, als Gottschalk während der Sendung verkündet, dass er noch einmal «Wetten, dass..?» moderieren wird. Eine einmalige Sache wird das, aber wenn ich mir nur einen Fernsehtermin für 2020 notieren dürfte, wäre es der.
Dass Gottschalk meine TV-Nummer-Eins ist, erklärt sich so: Sehen wir einen Moment von seinem Humor und seiner Garderobe ab. Der Gottschalk weiss immer, wenn's genug ist. Es gibt zu viele Moderatoren, die aus ihrer Moderationsrolle während einer ganzen Sendung nicht herausfinden. Der Gottschalk hingegen weiss, wann er einfach dem Gast das Wort lassen muss. Auch wenn die Antwort etwas länger ausfällt, als üblich.
Und Gottschalk ist nie auf der Suche nach Dramen und Geschichten. Ich mag mich nicht daran erinnern, dass er in einer Sendung je Klatschpressen-Themen aufgegriffen hätte oder einen Gast in eine unangenehme Situation gefragt hat. Er bleibt Gastgeber seiner Sendung und seine Gäste sitzen auf keinem heissen Stuhl, sondern auf weichem Polster mit Rückenlehne. Besonders diese Eigenschaft schätze ich als Zuschauerin sehr.
Etwas zeitgemäss wurde es dann, als sich Gottschalk bei Eiskunstläuferin Katarina Witt, 53, dafür entschuldigte, dass er ihr immer aufs Bein und die Hand fasst, wenn er mit ihr redet. Während der 80ern wäre das wohl keinem unangenehm aufgefallen, aber heute geht das tatsächlich nicht mehr. Witt war wohl selbst etwas überrumpelt. «Du flirtest eben gern mit mir. Das ist schon okay», war ihre spontane Antwort. Auch die hätte zeitgemässer ausfallen können. Aber die blonde Locke in der Suppe mag ich jetzt eigentlich gar nicht suchen...