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Joëlle schaut fern

Kilchsperger sagt «Tschau» und alle Augen bleiben trocken

Eigentlich hatte sich unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil auf einen emotionalen Abschied von Roman Kilchsperger eingestellt. Aber auf Emotionen wartete sie bei seinem möglicherweise letzten «Donnschtig-Jass» vergebens. 

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Roman Kilchsperger Donnschtig-Jass

Der Abschiedswink. Und mit dem hatte es sich schon. Tschau. Adieu. Bye. 

SRF

Die Nastüechli habe ich mir zu Unrecht bereitgelegt: Am Donnerstagabend lief zum letzten Mal dieses Jahr «Donnschtig-Jass». Es könnte auch das letzte Mal mit Moderator Roman Kilchsperger, 48,  gewesen sein. Bis heute ist nicht klar, ob sein Vertrag 2019 erneuert wird. Kilchsperger moderiert künftig Fussball bei Teleclub, mit dem SRF hat er sich verstritten.

Zu Gast waren Musiker Gölä, 50, und Schwingerkönig Jörg Abderhalden, 38. Der Abend hätte doch eigentlich etwas werden können, immerhin moderiert Kilchsperger den Jass seit sieben Jahren. Wer nach so langer Zeit ein Format und vor allem ein Medienhaus verlässt, darf etwas erwarten. Und auch wenn der Abschied nur halbfreiwillig war, so schuldet man doch wenigstens dem Publikum ein bisschen Goodbye-Show. Natürlich war allen klar, dass man beim Leutschenbach wegen Kilchspergers letzter Show am Donnerstagabend nicht im Tränenmeer ertrinken und verzweifelt in der Ecke wippen wird.

Aber dennoch: Am Ende der Sendung wären ein paar emotionale Worte angebracht gewesen. Es hätte ruhig jemand aus der Produktion ins Bild laufen können und dem Roman ein Sträussli Blumen überreichen können. Oder so bitzeli Konfetti. Oder ein paar gefühlvolle Abschlussworte von Co-Moderator Reto Scherrer, 42. Das Unterschreiben meines Mietvertrages lief emotionaler ab.

Dani Müller

Sogar «Donnschtig-Jass»-Schiedsrichter Dani Müller hat einen würdigen Abschied bekommen.

Screenshot SRF1

Kein Moderator hat ein solches Ende verdient

Ich möchte an dieser Stelle keinen falschen «Donnschtig-Jass»-Bezug heucheln: Ich sah die Sendung gestern zum ersten Mal und bin noch immer etwas ratlos darüber, was ich eigentlich gesehen habe. (Übers Wochenende werde ich mir ein Jass-Tutorial auf Youtube anschauen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Kommt aus Wetter an.)

Und auch wenn ich vom Jassen so viel verstehe wie ein Esel von Wertpapierhandel, weiss ich dennoch, dass kein Moderator einer Langzeitsendung unter diesen Voraussetzungen ein solches Ende verdient hat. Dass die Beziehung zwischen Moderator zum Arbeitgeber hier im Vordergrund stand anstelle der Beziehung von Moderator zum Publikum, ist zu bedauern.

Liebes SRF, lieber Roman: Ihr habt eure Verpflichtung den Zuschauern gegenüber nicht wahrgenommen. Wer sich nicht intensiv mit Medien beschäftigt, dem ist euer Beef so ziemlich egal. Schade, wurden wir alle Zeugen davon.

Von Joëlle Weil am 17. August 2018 - 08:49 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:25 Uhr