«Der Jauch, der weiss alles», hat meine Grossmutter immer gesagt, wenn wir damals mit ihr «Wer wird Millionär?» schauten. Ich war ein junger Teenager, die Sendung war nur wenige Jahre alt. Und wenn meine Schwestern und ich bei meiner Grossmutter übernachtet haben, schauten wir uns oft die aktuelle Folge zusammen an. Am Montag feierte die RTL-Sendung 20-jähriges Bestehen. Eine Jubiläumsfolge, die ich mir nicht entgehen lassen konnte.
Dass Moderator Günther Jauch, 63, ein schlauer Fuchs ist, wusste ich bereits, bevor ich seinen Vornamen kannte. «Der kluge Jauch», so kannten wir ihn. Meine Schwestern und ich liebten es wie alle Zuschauer, mitzuraten. Und ich erinnere mich, wie sich meine Eltern bei den ersten fünf Fragen mit «Das sind so typisch deutsche Fragen» versuchten herauszureden, wenn sie falsch lagen.
Besonders an der Jubiläumsfolge war, dass nur Fragen gestellt wurden, die in der Geschichte der Show bereits gestellt wurden. Zudem sassen nicht nur ehemalige Kandidaten, sondern auch Prominente im Publikum, die einst teilgenommen haben. Star des Abends jedoch war Kandidat Jan Stroh. Spoiler: Der 35-Jährige verliess die Sendung als Millionär.
Ich weiss noch immer nicht, ob ich dem Kandidaten folgendes abkaufe, weil es mich einfach zu skurril dünkt: Seit der ersten Folge hat der sich jede einzelne reingezogen. JEDE! Das heisst, er hat aufgezeichnet, was er verpasst hatte. Und das seit 20 Jahren! Tatsächlich konnte er sich an die meisten Antworten erinnern. ER-INN-ERN! Ich weiss jetzt knapp noch was ich gestern Mittag gelesen habe.
In Zahlen bedeutet das: Der Typ hat sich zirka 35'000 Fragen und Antworten gemerkt. So viele wurden im Laufe der Zeit laut Jauch gestellt. Und als wäre das nicht genug, wusste er teilweise auch, wem die Frage gestellt oder welche falsche Antwort gegeben wurde. Das war mir dann schon fast etwas unheimlich.
Meine Schwestern und ich haben uns übrigens immer gerne vorgestellt, was wir mit einer Million machen würden. Und anstatt mitzuspielen, hat unser lieber Vater uns lieber desillusioniert: «Also, der Gewinner gewinnt ja nicht tatsächlich eine Million», sagte er immer. «Da muss man ordentlich Steuern zahlen.» Darauf folgten Rechnerei und eine Präsentation des Steuerrechts.
Nachdem das goldene Konfetti schon zu Beginn der Sendung flog, schmeckte alles danach etwas wie lauwarme Suppe. Ich hab dennoch bei allen Kandidaten mitgeraten. Bis zu welchem Betrag ich es dieses Mal geschafft hätte, möchte ich nicht verraten. Aber allzu viele Steuern hätte ich auf meinen Gewinn nicht zahlen müssen ...