Die Freundin, von der ich kurz berichte, ist eine meiner ältesten. Als kleines Mädchen war ich mehrmals die Woche bei ihr und die Hymne ihrer Familie lief ständig in der Endlosschlaufe: «Er hat ein knallrotes Gummiboot» von Wencke Myhre.
Es war meine erste Berührung mit Schlager. Ich habs damals nicht verstanden. Und ich verstehe es auch heute kaum. Am Samstagabend versuchte ich erneut, mich für das Genre zu sensibilisieren, als ich auf SRF1 «Hello Again! Die Pop-Schlager-Show» schaute.
Zum ersten Mal hat Viola Tami, 38, die Sendung moderiert. Sie gehörte lange zu den Gesichtern, an denen ich mich beim Schweizer Fernsehen sattgesehen hab. Gut tat mir meine Viola-Pause, denn - Lago mio - ist das eine Tolle. Vielleicht ist mein Erinnerungsvermögen getrübt, aber als eine so charmante, kecke und sympathische Moderatorin hatte ich sie nicht Erinnerung. Und ausschauen tut die... wow.
Ich war mir übrigens sicher, dass das Styling bei einer Schlager-Show spiessiger ausfallen muss. Aber auch ich kann mich irren (Ja, seien Sie da nicht allzu sehr erstaunt). Da hat mich Viola grad bitzeli an Jennifer Lopez erinnert.
Der erste Gast des Abends liess nicht lang auf sich warten. Andrea Berg, 53, eröffnete den musikalischen Abend. Schade, dass das kein Schweizer Künstler gemacht hat, aber jänu. Ich finde die Berg ja eine wenig sympathische Erscheinung. Sie hat doch irgendwie konstant strenge Augen. Aber das Publikum feierte die Deutsche, also freute ich mich mit.
Es ging nicht lange und unsere Beatrice Egli, 30, betrat die Bühne. Ich muss an dieser Stelle ein Geständnis ablegen: Ich hab mir ihren neuen Song «Terra Australia» diese Woche bereits zweieinhalb Mal angehört. Ich würde fast schon behaupten, der Song hat mich etwas gepackt...
Ja, die liebe Beatrice. Die liebe, süsse, herzige, strahlende Beatrice... Das geht mir als super-light-Zynikerin ja schnell mal auf die Nerven, dieses Herzigsein. Aber Beatrice... Beatrice wirkt auf mich wie ein Halluzinogen.
In der Sekunde, wo sie die Bühne betritt, warte ich nur auf dieses Strahle-Lachen und auf meinen ersten zynischen Gedanken. In der Sekunde jedoch, in der sie die Mundwinkel anhebt, ist mein ganzer Zynismus weggeblasen. Die ist ja sowas vom zum Fressen... Mit so einem Menschen will man sein Kind doch ausgehen sehen.
Peter Reber war auch zu Gast. Und ohne seines Wissens wurde sein 70. Geburtstag nachgefeiert. Von seiner Tochter, Francine Jordi, und Vincent Gross wurde er besungen. Ich weiss ja nicht, ob Peter Rebers Musik in die Kategorie «Schlager» fällt. Aber wenn Peter Reber auf der Bühne steht, ist das nicht weniger als Schweizer Geschichte live und in Farbe. Das ist doch ein so unfassbar bescheidener, weicher Mensch, den kann man nicht nicht mögen. Da wollte ich spontan glatt auch Blumen in Richtung Bildschirm schmeissen.
Ich muss Ihnen noch kurz sagen, was ich am allerbesten fand. Aber mit Abstand! Eingespielt wurden immer wieder Viola Tami und Maja Brunner, 67, die dann zusammen alte Schlager-Aufnahmen kommentiert haben. Lässig und legere aufgenommen aus der Umkleidekabine. Die waren sehr witzig zusammen. Da hätte ich noch lange zuhören können.
Mir ist zwar etwas rosa-glitzern vor Augen, nach so viel Schlager, aber eine so toll produzierte Sendung habe ich beim SRF schon lange nicht mehr gesehen. Dass die Musik nicht meinem Geschmack entsprach, soll mein Problem bleiben. Aber das war modern, bis ins Detail richtig geplant, locker, professionell. Da sah alles gut aus und hörte sich auch gut an. Das war mir also eine Freude, dieser TV-Abend!