Bevor die neue Staffel «Auf und davon» auf SRF1 in eine weitere Runde geht, hab ich mir am Dienstagabend den Jahresrückblick der letzten Staffel angeschaut. Wie ist es den Familien bei ihrer Auswanderung ergangen? Welche Träume haben sich erfüllt? Welche Enttäuschungen überschatteten das Erlebnis? Zeit, mir eine grosse Tasse Ingwer-Tee aufzukochen und zu lauschen. (Ich habe auch ein bitzeli Schokolade gegessen. Ok, es waren zwei Reihen. Ok, ok, drei. Fertig verurteilt jetzt.)
Gäste bewirten in Marokko
Nach Marokko reiste der Frühpensionär Jean-Marie Suter mit seiner Partnerin Cornelia Breitschmied aus. Der Traum der eigenen Feriensiedlung schien sich nicht erfüllt zu haben. Voller Enthusiasmus schmiedeten die beiden grosse Baupläne, auch die marokkanische Architektin war voll dabei, doch dann machte ihnen die fehlende Baugenehmigung einen Strich durch die Rechnung. Heute führen sie eine Ferienvilla, in der sie und ihre Gäste wohnen. «Wie geschmiert» laufe es, sagt Jean-Marie.
Emotionale Fragen wurden leider keine beantwortet. Es hätte mich interessiert, ob Marokko noch immer das Abenteuer ist, von dem die beiden geträumt haben. Ich möchte wissen, wie Jean-Maries acht Kinder die Auswanderung mittlerweile sehen und ob er seine Enkelkinder vermisst. Liegt die Zukunft zweier Rentner wirklich in einem Land, das so weit von der eigenen Familie weg ist? Ich würde mich über einen «Auf und davon»-Besuch in einem Jahr freuen.
Ehekrise in Schweden
Weit in den Norden verschleppte es damals Familie Hensler. Die Eltern und deren zwei Söhne wollten in Schweden ebenfalls Touristen beherbergen und bauten sich dort quasi ein Ferienreservat auf. Zwischendurch bröckelte und zerbrach die Beziehung, die Liebe jedoch schwand nie und so haben die beiden schliesslich doch wieder zusammengefunden.
So eine liebe, bodenständige Familie diese Henslers. Da freut sich mein Herz grad doppelt, dass die beiden heute Hand und Hand auf ihre Ehekrise zurückblicken. Und dreifach freut es mich, dass bei ihnen die Geschäfte gut laufen und die Familie in Schweden angekommen ist. Schon alleine für die reizenden Henslers sollte man nach Schweden reisen.
Kinder und Kamele in Australien
Was ich nicht ganz verstehe und noch nie verstanden habe: Warum wurde Familie Blum begleitet? Die Familie ist nicht wirklich ausgewandert, sondern hat sich einige Monate lang ein Abenteuer mit ihren Kindern durch Australien gegönnt. Durch das Outback reisten sie mit einer Kamel-Kutsche. (Klingt noch immer komisch, ist aber so...)
Mama Blum erklärte beim Rückblick, wie sehr sie die Kritik der Öffentlichkeit an der Kamel-Kutsche getroffen hat. Man kann es den Kritikern nicht verübeln: Wilde Kamele wurden damals eingefangen und gezähmt. Fürs Auge nicht schön anzusehen, wie sich die Tiere versuchen loszureissen. Aber Hand aufs Herz: Wie es der Kuh ging, bevor sie zum Schnitzel oder Schuh wurde, interessiert ja auch keinen. Die Zuschauer sassen da klar im Glashaus.
Auf alle Fälle haben die Blums nicht nur Australien bereist und viel Zeit mit ihren Töchtern verbracht, sie haben auch ein Buch über ihr Abenteuer geschrieben. Der Approach: Das kann jeder. Und das kann man auch mit Kindern. Amen! Wer glaubt, der Spass muss nach dem Kinderkriegen vorbei sein, sah hier das Gegenteil am lebenden Beispiel.
Alle Familien sind wohlauf. Alle sind ihres Weges gegangen und haben sich lieb. Alle haben sich unterstützt, wenns schwierig wurde und alle sind sie heute noch eine Familie. Bei so viel Herzenswärme will der Ingwer-Tee gar nicht abkühlen... Dafür schmilzt die Schoggi.
Die neustes Staffel «Auf und davon - die Auswanderer» startet am Freitag, 4. Januar um 21.00 Uhr auf SRF 1.