Ich ging als Mädchen auch mal zur Akrobatik. Einmal die Woche und das ungefähr während eines Jahres, oder etwas länger. Was ich dort jedoch genau gemacht habe, weiss ich nicht mehr. Nach einem Jahr führte meine Klasse ihr Können auf, im Beisein der stolzen, Kamera-in-der-rechten-Hand-haltenden Eltern. Ich war offensichtlich so talentfrei, dass ich als einzige bei der stummen Aufführung eine Sprechrolle erhielt. Und nach dem Sprechen stand ich in der Ecke und hab mit zwei Jongliertüchern jongliert.
Fazit: Ich bin Beweglich wie ein Besenstiel und verfüge über das artistische Talent eines aus einem Baum fallenden Elefanten. Diese Voraussetzungen führen heute dazu, dass ich beim Anblick echter Artisten nicht nur den Hut, sondern gleich meine ganze Kopfhaut ziehen will. Und genau so ging es mir am Samstagabend, als ich die Schweizerin Andrea Matousek auf RTL bei «Das Supertalent» sah.
Die 20-Jährige zeigte ihr Können am Trapez. Beim «Supertalent» merkt man doch immer bei der Anfangsmusik, ob das ein Blödel- oder ein echter Auftritt sein wird. Bei Andrea war klar: Die kann was und zeigt es gleich.
Vor dem Auftritt erzählte sie, wie sie mit 14 Jahren nach Berlin zog, um die Artistenschule zu besuchen. Zu dem Zeitpunkt war sie zwei Jahre älter wie ich es war, als ich auf der Bühne mein artistisches Können mit den Tüchern zum Besten gab.
Andrea betrat die Bühne, ohne sich vorzustellen und legte gleich los. Am Trapez zeigte sie Spagat, Balance, Beweglichkeit und Kraft. Und natürlich, wie das so ist bei den Profis, schaut es bubileicht aus. Als hätte sie kein Gewicht, als gäbe es keine Knochen. Ich war beeindruckt von dieser scheinbaren Leichtigkeit, mit der Andrea diesen Auftritt absolvierte.
Auch die Jury war begeistert. Bruce Darnell meinte: «Grossen Respekt!» Er gibt zu, beim Zuschauen etwas Angst gehabt zu haben und rechne ihr die gefährlichen Bewegungen hoch an. Da habe es Zeugs gehabt, das er noch nie gesehen habe. Auch Dieter Bohlen zeigte sich vom Auftritt entzückt.
Unsere Schweizerin beim «Supertalent» kam schliesslich eine Runde weiter. Während des Schauens kam ich nicht umhin, mich zu fragen, womit ich bei einer Talentshow auf der Bühne stehen könnte. Und in dem Moment, als ich die Produktionsassistentin sah, die Andrea das Mikrofon auf die Bühne brachte, fand ich meine Antwort.