Nachts sind alle Katzen grau. Das Sprichwort kennen wir. Doch nicht nur Katzen ändern sich offenbar in der Nacht, auch lauern plötzlich überall Gefahren und Monster, die wir am hellichten Tag nie fürchten würden. Die Dunkelheit ist unheimlich. Warum? Weil sie in ihren Schatten Dinge beherbergen kann, die wir nicht sehen. Das Ungewisse und Unbekannte jagt und deshalb gerne einen Schauer über den Rücken. Oder lässt uns in kaltem Schweiss nachts aufwachen.
Gar nicht erst einschlafen vor Angst kann der kleine Orion im Film «Orion and the Dark» der neu auf Netflix zu sehen ist. Ja, ich möchte hier über einen Kinderfilm schreiben. Jetzt denken manche von euch vielleicht: «Aber Silja, du schreibst ständig über Kinderfilme, du schwärmst schliesslich ständig von Disney!» Erstens mal: Disneyfilme sind nicht reine Kinderfilme! Das sagen nur Leute, die unbedingt erwachsen wirken wollen und meinen, nicht ernst genommen zu werden, wenn sie zu ihrer Liebe zu Disney stehen und Menschen, die einfach nicht tief genug schauen, die nicht zwischen den Zeilen lesen und sowieso schon voreingenommen sind, weil es ein animierter Disneyfilm ist. Dann muss er ja kindisch sein. Dass viele Disneyfilme aber eine tiefere Bedeutung haben und sich auch an Erwachsene richten, wollen viele nicht erkennen und es ist einfacher, die Filme deshalb schlicht als Kinderfilme abzuhandeln. So, rant over!
Hell und Dunkel, Tag und Nacht
Aber ja, «Orion and the Dark» ist tatsächlich ein Kinderfilm, das gebe ich zu. Einer, der sich an kleine Kinder, aber auch Eltern von Kindern richtet, die Angst vor der Dunkelheit haben. Orion ist einer von ihnen, er fürchtet sich nicht nur vor der Dunkelheit, sondern eigentlich vor so ziemlich allem, was das Leben bereit hält und unter Umständen sogar lebenswert macht. Das ist nicht nur einschneidend für ihn, sondern auch wahnsinnig anstrengend für seine Eltern. Als er eines Nachts wieder in die Dunkelheit ruft, wie sehr er sie hasst, nimmt sie plötzlich Form an – und wirkt mit einem Mal gar nicht mehr so einschüchternd.
Und so zeigt die Dunkelheit dem kleinen Orion, was für schöne Seiten die Dunkelheit und Nacht bereithalten kann. Doch nach allen Anstrengungen bevorzugt Orion das Licht doch noch vor der Dunkelheit – bis er merkt, dass Licht und Dunkel nebeneinander existieren müssen, damit die Welt funktioniert. Wie Yin und Yang. Im Einklang miteinander. Und schliesslich braucht es beiden, um Orion zu sehen – also genauer gesagt den Gürtel des Orion. Denn nur in der Dunkelheit können wir die Sterne hell leuchten sehen!