Der Film «Triangle of Sadness» von Ruben Östlund steigt bei einem Model-Casting ein. Wir sehen hübsche junge Männer, die in einem Castingraum eines teuren Modelabels darauf hoffen, mit ihrem Aussehen überzeugen zu können und den begehrten Job, trotz grosser Konkurrenz, ergattern zu können. Hier lernen wir auch Carl kennen, ein Model aus Grossbritannien.
Später treffen wir Carl wieder, als er im Publikum einer Fashion-Show sitzt, bei der, wie wir später sehen, seine Freundin Yaya mitläuft.
Bis zu diesem Zeitpunkt begleitet man das Model-Paar, erlebt einen Streit und eine Versöhnung zwischen ihnen mit, soweit so gut, auch wenn man noch nicht wirklich weiss, wohin dieser Film führen soll.
Kurz darauf sieht man, dass Carl und Yaya auf einer Yacht liegen und offenbar auf einer kleinen Kreuzfahrt sind, die Yaya als Influencer bezahlt wurde. Die weiteren Passagiere sind etwa dekadent reiche Oligarchen, ein altes Waffenhändler-Ehepaar, ein Mann, dessen Ehefrau nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und kaum mehr sprechen kann. Hinter den Kulissen versucht die Chef-Stewardess ihr Bestes, damit alles möglichst reibungslos abläuft und die Gäste glücklich sind und verzweifelt an dem Trunkenbold, der sich leider Kapitän des Schiffes nennen darf – gespielt von Woody Harrelson, hervorragend wie immer.
Aber nimmt der Film mit einem Mal einen völlig unerwarteten Kurs auf – pun intended. Und glaubt mir, vertraut mir hier einfach, wenn ich euch sage: Schaut diesen Film nicht, wenn ihr schwache Nerven oder einen empfindlichen Magen habt! Oder schaut ihn, aber sagt dann nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
Ein Psychodrama, als Komödie getarnt
Ich weiss bis jetzt nicht so recht, was ich «Triangle of Sadness» halten soll. Er ist so ganz anders, als ich erwartet hab und geht in eine völlig andere Richtung, als eingangs erwartet. Als schlecht würde ich ihn allerdings trotz recht ekliger Szenen nicht bezeichnen, denn der Film spielt nicht nur mit der Oberflächlichkeit der Model-Szene, er stellt die Dekadenz der Schönen und Reichen an den Pranger und geht auf einen dunklen Pfad in die Psyche des Menschen und was mit dieser passiert, wenn man sich plötzlich in einer Machtposition befindet. Es geht um Abhängigkeit und wie weit man für seinen eigenen Vorteil gehen würde. Und obwohl «Triangle of Sadness» als Komödie angepriesen wird, kann ich mich nicht wirklich dazu durchringen, ihn zu diesem Gerne zu zählen, denn er ist so viel mehr als nur eine Komödie, ja sogar so viel mehr als eine schwarze Komödie. Ja, er ist lustig, er ist völlig absurd und hat durchaus auch Arthouse-Anwandlungen – wovon ich ja weniger ein Fan bin. Aber er ist auch ein Drama, ebenso wie ein Psychothriller, der an «Lord of the Flies» erinnert.
Ein unglaublich facettenreicher Film, der nicht umsonst für diverse Preise, unter anderem drei Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, beste Regie und Bestes Originaldrehbuch erhielt. Aber lasst euch eines gesagt sein: Solltet ihr euch dazu entscheiden, den Film zu schauen, dann müsst ihr nicht nur einen starken Magen, sondern auch ordentlich Sitzfleisch mitbringen, denn mit fast 2,5 Stunden ist «Triangle of Sadness» wirklich nicht dafür gemacht, den Film mal eben unter der Woche zwischendurch zu gucken. In diesem Sinne sage ich: Schiff, Ahoi! Hoffentlich werdet ihr nicht seekrank…