Habt ihr als Kind auch imaginäre Freunde gehabt? Also, ich hatte nie welche. So sehr ich es mir gewünscht hätte. Denn ich frage mich bis heute, wie es ist, eine so lebhafte Fantasie zu haben, dass man sich tatsächlich eine Person oder Figur oder was auch immer vorstellen kann und ganze Gespräche mit dieser Person führt. Sehen die Kinder ihre imaginären Freunde tatsächlich? Und bis zu welchem Alter geht das? Wann hören sie auf, diese Freunde zu sehen, die ihnen einst so viel bedeutet haben – und vergessen sie irgendwann völlig? Und wie kommt es dazu, dass man überhaupt imaginäre Freunde hat?
Der Film «IF: Imaginary Friends», der jetzt auf Sky zu sehen ist, geht diesen Fragen nur ansatzweise nach. Die viel grössere Frage ist: Was passiert mit den imaginären Freunden, wenn ihre Kinder sie vergessen? Denn nicht nur das Kind hat sie einst geliebt – sondern sie ihr Kind ebenfalls. Wir wissen alle, wie es ist, wenn eine Freundschaft zu Ende geht. Aber vom besten Freund oder der besten Freundin völlig vergessen zu werden, als hätte man nie existiert? Das ist eine andere Art von Schmerz und Verlust. All die Erinnerungen, die man zusammen hat und plötzlich mit niemandem mehr teilt. Man lebt in der Vergangenheit, an die man sich noch versucht, verzweifelt zu klammern. Kann man die alte Freundschaft irgendwie wieder aufleben lassen oder sollte man loslassen, nach vorne blicken und sich an die Freunde halten, die man all die Zeit an seiner Seite hatte?
Im Film findet die kleine Bea, die darauf pocht, kein Kind mehr zu sein – immerhin ist sie schon zwölf Jahre alt – heraus, dass sie Imaginäre Freunde sehen kann. Als sie erfährt, dass diese in einer Art Altersheim für IFs, wie sie kurz genannt werden, leben und ein tristes Dasein führen, gründet sie kurzerhand eine Art Partnervermittlung für die IFs. Das klappt allerdings nicht so gut, wie sie hofft, denn die IFs hängen zu sehr an ihren ursprünglichen Kindern. Bea muss sich also etwas einfallen lassen und erkennt im Prozess, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist, nicht allzu schnell erwachsen werden zu wollen.
Der Film rührt einen zu Tränen. Wer hätte gedacht, dass John Krasinski ein solches Talent fürs Schreiben hat? Richtig, der Ehemann von Emily Blunt hat nicht nur Beas Vater gespielt, sondern den Film auch geschrieben, produziert und Regie geführt. Mit Ryan Reynolds hat er nur einen von vielen bekannten Namen rangeholt. Den IFs ihre Stimmen geliehen haben unter anderem Stars wie Emily Blunt, Steve Carrell, Matt Damon, Awkwafina, Brad Pitt, Bill Hader und viele mehr. Und wenn ihr mich fragt, wird man von Cailey Fleming, die die kleine Bea spielt, hoffentlich noch viel hören.