Es ist mal wieder Zeit, sich alt zu fühlen. Schon fast staubig. Nein, Moment. Das ist Sand. Und Holz? Was passiert hier? Vor 20 Jahren sassen wir gebannt in unseren Kinosesseln und schauten zu, wie eine Gruppe ahnungsloser Personen ein übergrosses hölzernes Pferd in ihre Stadt zog, ohne darüber nachzudenken, wie das da hin kam, wieso ihre Feinde, die die Mauern der Stadt so lange belagerten, aufgegeben haben und wo die überhaupt plötzlich alle hin sind. Was für Holzköpfe. Denn wie sich herausstellte, hatte dieses Pferd aus Holz Ungeziefer. Nein, keine Termiten. Griechen. Oh, das klang jetzt falsch. Also, kein Ungeziefer, sondern ungeladene Gäste. Und die Stadt, in der die Feier mit den neuen Partycrashern statt fand? Troja! Jetzt macht mein Sinn mit dem Ungeziefer und den Griechen auch wieder Sinn, oder? Die Griechen belagerten Troja, weil Orlando Bloom Diane Kruger entführt hatte. Ja, genau so war das und steht in den Geschichtsbüchern. Nur dass da statt Orlando Bloom Paris steht und statt Diane Kruger Helena.
Geschichte für Anfänger
Vor zwei Jahrzehnten also konnten wir den Krieg zwischen den Griechen und Trojanern verfolgen, Wolfgang Petersen hatte einen wahren Epos auf die Leinwand gebracht und liess die Herzen reihenweise für Paris, Hector oder Archilles höher schlagen. Obwohl nicht ganz jugendfrei wegen Gewalt (logischerweise, Film über Krieg, hallo?) und sexy time, hab ich den Film trotzdem geguckt. Hätte ich gar nicht dürfen. Hab ich ein Glück, dass meine Mutter Historikerin ist. Da hat sie Wert drauf gelegt, dass mir Geschichte näher gebracht wird. Auch wenn sie wohl darauf hätte verzichten können, dass ihre kleine Tochter den nackten Po von Orlando Bloom oder Brad Pitt zu sehen bekommt.
Tja, das eine was man will, das andere was man muss. Dachten sich wohl auch die griechischen Soldaten, als sie wohl wenig Lust hatten, sich in ein hölzernes Pferd zu zwängen und auf engstem Raum abzuwarten, während sie zuhörten, wie die Trojaner Party machten. Aber was tut man nicht alles für die Kriegsführung und die Einnahme einer Stadt.
Jedenfalls habe ich schon früh gelernt, was es mit dem trojanischen Pferd auf sich hat, wieso es Achilles-Verse heisst und dass es doch noch Filme gibt, in denen Sean Bean nicht stirbt.
Wenn ihr also an diesem verlängerten Wochenende mal wieder in Nostalgie schwärmen wollt und mal wieder in der Kiste der alten Griechen herumkramen wollt – nicht in der Büchse der Pandora bitte, wir brauchen nicht noch mehr Katastrophen – dann schaltet Netflix ein und führt euch mal wieder «Troja» zu Gemüte.