Zugegeben: Es hat was Ulkiges an sich. Hunderte Menschen, die in Skischuhen mit dampfenden Willisauer-Gläsern oder Plastikbechern neben der Piste, um eine Holzhütte oder auf der Strasse herumstehen und ihre in kräftig gefärbte Outdoorhosen gepackten Hintern im Takt von «Joanna - du geile Sau!» hin- und her wippen lassen. Das, was da in ihren Bechern dampft, ist mal moccabraun, mal klebrig orange, tiefrot oder stechend grün. Nicht selten thront auf dem Gesöff auch noch ein unsinniger Berg Sprührahm, der sich über jede Scharzwäldertorte lustig machen würde.
Wie überall quatschen und lachen die Leute auch hier - nur, es ist schlicht egal, worüber man sich unterhält, oder worüber man lacht - verstehen tut man sowieso nix. Die Musik überdröhnt alles im Umkreis eines Kilometers. Ja, dies ist der Après Ski, dieses sich immer wiederholende postwintersportliche Ritual, wo körperliche Ertüchtigung und Trainingserfolg in unzähligen Litern von Alkohol und gigantischen Rahmbergen ertränkt und erstickt werden. Begleitet von jenem Schlager, den man sonst nicht mal an der Fasnacht aushält.
Doch trotz des Unbekümmerten, ja fast Anarchistischen, das dieser Freizeitbeschäftigung anhaftet: Auch im Après Ski gibt es einige Regeln. Diese braucht man zwar nicht alle zwingend zu befolgen, jedoch verschafft sich gerade ein Après-Ski-Anfänger damit ein wenig Respekt, wenn er in etwa weiss, was er denn an der überfüllten Bar nun eigentlich bestellen soll.
Après Ski heisst saufen! Es ist gerade für den Après-Ski-Anfänger unerlässlich, an der meist bumsvollen Bar effizient zu bestellen. Deshalb hier: Dies sind die wichtigsten Getränke, um sich auf Schlager und Polonaise einzustimmen:
Glühwein: Der Klassiker. Rotwein (selten auch weiss) mit Gewürzmischung und Orange. Gerade Frauen fahren voll drauf ab und zwei bis drei Becher reichen meist für ein gepflegtes Damenräuschchen.
Jägertee: Ihn zu bestellen outet einen meistens sehr schnell als ausländischen Touristen. Enthält - äh, was ist da eigentlich genau drin? Süss, klebrig, wirkt wie Glühwein.
Kaffee Lutz: Der Schweizer Klassiker und mein absoluter Favorit. Zwetschgenschnaps, Zucker, sehr wässriger Kaffee (man sollte eine Zeitung durch den Lutz lesen können). Haut voll rein, kann müde machen. Am besten mit Bier abwechseln.
Grinch: Trend der letzten Jahre. Der giftig grüne Drink ist nichts weiter als grüner Wodka mit heissem Wasser. Macht lustig und Kopfschmerzen.
Kaffee fertig: Eher das Ding der älteren Generation. Kernobstler, Zucker, Kaffee.
«Die mit Rahm»: Oft fragen die Leute, welcher Kaffee denn mit Rahm sei. Meist unerfahrene Touristen, die noch auf der Suche nach ihrem Lieblingsgetränk sind. Typisch mit Rahm serviert werden meist der sogenannte Hauskaffee (meist hauseigene Schnapsmischung, Zucker, dunkler Kaffee), Kaffee Baileys, Kaffee Amaretto, Schümlipflümli (Pflümli-Schnaps mit Zucker und dunklem Kaffee) und der sehr beliebte Lumumba: heisse Schokolade mit Rum und Rahm.
Holdrio: Immer noch sehr beliebt - Zwetschgenschnaps, Zucker, Hagenbuttentee. Ersetzt man den Hagenbuttentee durch Pfefferminztee, kriegt man das bekannte «Tee Zwätschge» oder «Münze Zwätschge».
Hausshots: Viele Après-Ski-Bars haben einen hauseigenen Shot, den sie selber kreiert haben. Meine frühere Arbeitsstelle etwa löste Ricola in Wodka auf, was einen herrlichen, klebrig feinen Shot ergab. Die Black Bull Bar, die wohl mit Abstand beliebteste Après-Ski-Bar in Saas Fee, und ab Februar mein Arbeitgeber, verkauft Caramellikör mit Baileys, garniert mit Rahm. Bis heute weiss ich nicht, ob das nur eine Erfindung einer Freundin von mir war, doch hat mir diese einst eklärt, dass man diesen Shot ohne die Benutzung der Hände trinken muss.
Na dann: Prost!