Es gibt im amerikanischen Fernsehen kaum Sendungen, die netter, properer, korrekter und makelloser sind als die zahlreichen Newsshows im Frühstücksfernsehen. «The Morning Show» auf dem fiktiven Fernsehsender UBA ist eine solche Show – und zugleich Schauplatz einer der Auftaktserien von Apple TV+. Allerdings geht’s von der ersten Minute an alles andere als korrekt oder proper zu und her. Moderator Mitch Kessler (Steve Carrell) wird wegen diversen sexuellen Übergriffen gefeuert. Seine Co-Moderatorin Alex Levy (Jennifer Aniston) steht Knall auf Fall allein und verdattert vor der Kamera. Der Skandal ist perfekt, das Chaos ebenso. Nach Mitchs abruptem Abgang entsteht ein Machtvakuum: Wer wird sein Nachfolger? Hat Alex bei der Neubesetzung ein Wörtchen mitzureden? Oder steht sie gar selber auf der Abschussliste? Quasi aus dem Nichts stolpert dann auch noch die impulsive Lokalreporterin Bradley Jackson (Reese Witherspoon) ins Studio. Kann sie das Feuer löschen? Oder giesst sie gar noch Öl hinein?
Es packt einen ein wohliges Schaudern beim Schauen von «The Morning Show». Schaudern deshalb, weil sich im Halbstundentakt neue Abgründe auftun. Kaum ist ein Problem für den Moment gelöst, ergeben sich drei neue. So schmutzig, fies und selbstsüchtig wurde seit «House of Cards» nicht mehr intrigiert in der Serienwelt. Und wohlig ist das Schaudern, weil hier einfach saugut gespielt wird. Jennifer Aniston ist alles andere als ein «Friend» – so machtgeil hat man sie noch nie gesehen. Am meisten Spass macht es aber, Billy Crudup zuzuschauen: Er mimt Cory Ellison, den Chef der News-Abteilung. Mit zuckersüssem Lächeln und aufreizend klebrigem Charme zieht er stets wahnsinnig gut gelaunt die Fäden. Irrsinnig perfid, irrsinnig gut.
Apple TV+ | Dramaserie | USA 2019
seit 1.11.: 3 Folgen am Stück, dann wöchentlich eine Folge)