Anja Leuenberger, Sie ernähren sich seit über zehn Jahren vegan. Was hat Sie dazu bewogen?
Meine Tierliebe und mein Respekt vor der Umwelt.
Fiel Ihnen die Ernährungsumstellung leicht?
Im Grunde schon. Ich musste bloss meiner Agentur angewöhnen, vor Shootings jeweils zu kommunizieren, dass ich vegan bin. Vor zehn Jahren gab es am Set noch kaum vegane Menüs. Das hat sich mittlerweile stark verbessert. Trotzdem kann ich nicht überall auf der Welt darauf vertrauen, gutes veganes Essen zu finden.
Wie reagierte Ihr Umfeld auf Ihren Entscheid für den veganen Lebensstil?
Meine Familie war nicht erstaunt. Ich hatte schon als Kind ein Herz für Tiere und habe mit meiner Schwester oft Schnecken gerettet. Ausserdem erkannte man bei mir bereits mit acht Jahren eine Laktose-Intoleranz, Fisch mochte ich noch nie und bevor ich vegan wurde, war ich schon mehrere Jahre Vegetarierin.
Was tun Sie, wenn es auf Reisen kein veganes Essen gibt?
Ich habe stets ein Survival-Kit an Snacks dabei. Zum Beispiel Haferflocken, die ich aufkochen kann, Nüsse und vegane Guetzli. Das haben meine Managerin und ich vor einigen Jahren vereinbart. Ich bin nämlich nicht sehr nett, wenn ich hungrig bin.
«Ich kann nicht überall auf der Welt darauf vertrauen, gutes veganes Essen zu finden.»
Sie lachen. Viele Menschen haben jedoch den Eindruck, Models hungern ständig. Ihnen wurde sogar unterstellt, sie ernähren sich vegan, um abzunehmen.
Das ist völliger Unsinn. Schliesslich kann man auch als Veganerin ungesund essen. Bin ich im Stress oder müde, greife ich ab und an zu Fertigprodukten. Und gibt es irgendwo kein gutes veganes Gericht, bestelle ich halt Pommes. Ich muss jedoch viel mehr essen, seit ich vegan bin. Mein Stoffwechsel funktioniert schneller als früher. Das ist zwar ein Segen, war für mich aber nicht ausschlaggebend, um vegan zu leben.
Der Anteil der Veganerinnen und Veganern nimmt in der Schweiz von Jahr zu Jahr zu. Was hat sich dadurch verändert?
Die Ernährungsweise ist auf jeden Fall akzeptierter als noch vor zehn Jahren. Heute muss ich mir viel seltener dumme Sprüche anhören. Ausserdem ist das Angebot an veganen Produkten massiv grösser geworden. Dies fiel mir besonders auf, als ich nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie zum ersten Mal wieder von New York zurück in die Schweiz kam. Ich persönlich mag es zwar nicht, wenn die Produkte zu sehr nach echtem Fleisch oder Fisch schmecken, aber es ist lässig, wenn man an einem Grillabend sein veganes Würstli und beim Raclette seinen veganen Käse essen kann. Dadurch bleiben gesellige Traditionen erhalten.
Wie vermeiden Sie Food Waste?
Indem mein Kühlschrank meist leer ist. Da ich häufig spontan für einen Job verreisen muss, lohnt es sich für mich nicht, Grosseinkäufe zu tätigen. Ich besorge deshalb jeden Tag die Nahrungsmittel frisch, die ich auch tatsächlich esse. Nur tiefgekühltes Gemüse habe ich immer auf Vorrat.
Im Body & Health Lab beschäftigen wir uns mit aktuellen Themen aus den Bereichen Mental Health, Body Science sowie Innovation und Digitalisierung. Welche Technologien, Trends und Therapien sind richtungsweisend? Was tut sich gerade in der Forschung? Und wer sind die Menschen dahinter? Fundiert recherchierte Artikel geben Auskunft. Unterstützt werden wir dabei von unserem langjährigen Partner Toyota. Auch Toyota ist stets bestrebt, neue Lösungen zu finden und Innovationen voranzutreiben mit dem Ziel, unser Leben und unsere Zukunft besser und nachhaltiger zu machen.
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Sie sagten, Ihre Liebe zu Tieren und der Umwelt habe den Ausschlag gegeben, vegan zu werden. Wie zeigt sich diese Liebe abseits der Ernährung?
Ich habe für acht Tiere eine Patenschaft übernommen. Unter anderem für einen Truthahn und eine kranke Ziege, die eine Operation benötigt. In meiner Freizeit gehe ich auch gerne auf einem Hof in Woodstock vorbei und füttere die Tiere. Zudem rufe ich immer wieder die Regierung von New York an, um sie auf die Not der Pferde aufmerksam zu machen, welche die Touristinnen und Touristen in Kutschen durch den Central Park ziehen.
Was genau bemängeln Sie?
Die Tiere werden nicht artgerecht gehalten. Sie leben in einem vierstöckigen, verdreckten Gebäude, müssen sich täglich durch den Verkehr am Times Square kämpfen und fallen regelmässig um, weil sie auch bei der grössten Hitze keine Pausen im Schatten machen dürfen. Mit meinen Anrufen beim Government will ich den Pferden eine Stimme geben und mich dafür einsetzen, damit sie nicht länger leiden müssen.
Und was tun Sie für die Umwelt?
Ich fahre einen Toyota Prius Plug-in Hybrid. Durch meinen Job bin ich jedoch gezwungen, oft zu fliegen. Ich habe deshalb ein schlechtes Gewissen und kompensiere fast immer die CO2-Emissionen. Zudem achte ich darauf, möglichst wenig Plastik zu verwenden. Dabei kann ich manchmal ganz schön mühsam werden.
Inwiefern?
Werden im Flugzeug zum Beispiel Getränke in Plastikbecher ausgeschenkt, weise ich stets darauf hin, dass es umweltschonendere Alternativen gibt. Meist habe ich aber sowieso meine eigene Tasse und mein Besteck dabei, um Abfall zu vermeiden.
Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit in puncto Mode?
Sehr, ich kaufe kaum neue Kleider, sondern stöbere gerne in Secondhand-Shops. Zudem würde ich nie Werbung für Fast Fashion machen. Zum Glück bekomme ich dank meiner Einstellung immer mehr Anfragen von nachhaltigen Labels, die etwa Mode aus veganem Leder produzieren. Das macht mich sehr happy.
Tipps von Anja Leuenberger für einen nachhaltigen Lebensstil
- Food Waste wird am einfachsten vermieden, wenn man auf Grosseinkäufe verzichtet.
- Wer trotzdem gerne Vorräte zuhause hat, kauft am besten tiefgekühltes Gemüse. Dieses ist genauso nährstoffreich wie frisches.
- Ein Grossteil des Plastikverbrauchs im Alltag kann leicht vermieden werden, indem man sich Take-Away-Menüs in eigene Refill-Behälter schöpfen lässt und auf Reisen sein eigenes Besteck und sein eigenes Trinkgefäss mitnimmt.
- Auch bei Körperpflegemitteln kann man Abfall reduzieren, indem man etwa auf Nachfüllpackungen setzt oder auf Seifen und Shampoo-Bars, deren Verpackung aus recyclebarem Karton besteht.
- Stilvolle Kleider müssen nicht neu sein. In Secondhand-Shops lassen sich oft ganz besondere Trouvaillen finden.