Oft ist sie fünf Tage in New York, dann drei Nächte in der Schweiz, bevor sie wieder ins Flugzeug steigt, um über einen Laufsteg zu schreiten oder vor der Kamera zu posieren. Anja Leuenberger (30) ist als Model international gefragt. Der Erfolg bringt jedoch auch Schattenseiten mit sich: Das ständige Reisen zerrt an den Kräften. Sich stets dem Blitzlicht auszusetzen, benötigt viel Energie. Doch Anja hat Wege gefunden, um dem hohen Druck standzuhalten, Negatives an sich abprallen zu lassen und sich selbst nicht zu verlieren.
Während sie sich bei der Arbeit extrovertiert gibt, sucht sie privat eher die Ruhe. Abseits des Rampenlichts lebt die Aargauerin ihre spirituelle Seite aus, tankt Kraft in der Natur und zieht sich gerne mal einige Tage komplett zurück. Stören darf sie dann nur ihr Dackel Shadow.
Anja Leuenberger, das Leben als Model ist hektisch, der Druck in der Branche gross. Was tun Sie, wenn Sie nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht?
Ich mache Atemübungen. Indem ich rund zehn Minuten von einem Nasenloch ins andere atme, beruhige ich mein Nervensystem. Diese Technik hilft, wenn ich mich von zu vielen Reizen und äusseren Einflüssen erschlagen fühle.
Kommt das oft vor?
In Europa kaum. In New York passiert es aber ab und an, wenn ich länger in der Stadt bin und viel arbeite. Dann summieren sich verschiedene Faktoren: Habe ich gerade ein Shooting hinter mir, bin ich von den Blitzen der Fotokamera überstimuliert, ich wurde den ganzen Tag angeschaut und Stylisten haben an mir herum gezupft. Dann gehe ich raus und es ist laut, überall sind Menschen – In solchen Momenten musste ich schon mitten auf dem Times Square innehalten, die Augen schliessen und eine Atemübung machen.
Wo haben Sie diese gelernt?
Beim Yoga. Andere Methoden wurden mir von Menschen vermittelt, die ich bei der Arbeit kennengelernt habe. Das Model-Business wird zwar gerne als oberflächlich bezeichnet, doch ich habe schon viele tiefgründige und für mich hilfreiche Gespräche mit Leuten aus der Branche geführt. Wir sind alle demselben Stress ausgesetzt. Mit der Zeit entwickelt jeder seine eigene Taktik, um damit umzugehen.
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Was hilft Ihnen generell, um nach stressigen Phasen runterzufahren?
Ruhe. Bei der Arbeit bin ich ein extrovertierter Mensch. Es strengt aber an, ständig zu funktionieren und Energie zu geben. Deshalb brauche ich jeweils einige Tage, an denen ich mich zurückziehe und körperlich und mental auftanken kann.
Was tun Sie dann?
Ich praktiziere zuhause Yoga, gehe mit meinem Dackel Shadow im Wald spazieren und treffe kaum andere Menschen.
«Es strengt an, ständig zu funktionieren und Energie zu geben.»
Sie sollen auch regelmässig meditieren.
Stimmt, das heisst aber nicht, dass ich täglich drei Stunden zuhause sitze und ins Nichts starre. Viele Menschen haben komplett falsche Vorstellungen von Meditation.
Zum Beispiel?
Bereits, dass man beim Meditieren sitzen muss, ist ein Mythos. Wem im Schneidersitz unbequem ist, sollte sich nicht quälen. Die Position ist völlig egal. Man kann auch beim Spazieren meditieren. Zudem denken viele, der Kopf müsse leer sein. Das funktioniert selten und ist nicht weiter schlimm. Alltägliche Gedanken können in die Meditation einbezogen werden.
Wie wirkt das Meditieren auf Sie?
Auf verschiedene Weisen. Habe ich einige Tage ausgesetzt, spüre ich, dass ich ungeduldiger werde – zum Beispiel mit Shadow oder beim Autofahren. Meditieren hilft mir, meine Emotionen zu regulieren und Negatives von mir fernzuhalten. Zudem lernte ich, besser mit meinen Panik-Attacken umzugehen.
Erzählen Sie.
Ich bin klaustrophobisch veranlagt und litt bereits als Kind unter Platzangst. Meine Eltern erzählten, dass man mit mir bis zu meinem siebten Lebensjahr keinen Lift benutzen konnte. Mit 23 Jahren bekam ich plötzlich Panikattacken im Flugzeug. Ich fürchte mich nicht vor dem Fliegen oder der Höhe, aber spätestens nach acht Stunden wird mir unwohl. Das beginnt meist mit einem Kribbeln im Bauch. Heute kann ich den Panik-Attacken mit Meditation und Atemübungen entgegenwirken, bevor sie richtig ausbrechen.
Wann begannen Sie damit, sich mit Selbstheilung und Alternativmedizin zu beschäftigen?
Vieles wurde mir von meiner Mutter mitgegeben. Als ich in der Schule Mühe hatte mit Mathematik, schickte sie mich zu einer Kinesiologin. Auch Akupressur, Farb- und Aromatherapie lernte ich durch sie kennen. Dadurch war ich schon immer offen für alternative Ansätze und greife nicht gleich zur Tablette, wenn ich mich schlecht fühle.
«Ich war schon immer offen für alternative Ansätze und greife nicht gleich zur Tablette, wenn ich mich schlecht fühle.»
Sie haben eine Reiki-Ausbildung absolviert. Was lernt man dabei?
Reiki ist eine Energietherapie, die aus Japan stammt. Im Grunde geht es darum, die Chakren – damit sind verschiedene Energiefelder gemeint – auszugleichen, indem man die Hände auflegt oder Energie über Distanz weitergibt. Als Reiki-Therapeutin bin ich aber nur der Kanal, der die Energie von einer höheren Kraft weitergibt und die Menschen, die behandelt werden, müssen bereit sein, diese Energie anzunehmen.
Kann Reiki Medikamente ersetzen?
Das würde ich nie behaupten. Muss sich jemand etwa einer Chemotherapie unterziehen, können wir Reiki-Therapeutinnen und -Therapeuten diesen Menschen dabei unterstützen. Wir würden aber niemals raten, auf die Chemo zu verzichten.
Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung von Reiki nicht. Was entgegnen Sie Menschen, die Reiki für Humbug halten?
Es interessiert mich nicht, ob jemand an die Wirkung von Reiki glaubt oder nicht. Mir persönlich hat es geholfen. Zum Beispiel bin ich früher aufgrund von Menstruationskrämpfen jeweils fast zusammengebrochen. Heute sind die Schmerzen viel schwächer. Auch Migräne-Attacken plagen mich seltener als früher. Deshalb weiss ich: Was ich tue, funktioniert für mich.