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So gelingt der Start in ein Leben als digitale Nomadin

Immer mehr Menschen verabschieden sich vom heimischen Büro und arbeiten als digitale Nomaden ortsunabhängig – stets dort, wo es ihnen gerade gefällt. Doch was traumhaft klingt, birgt sowohl organisatorische wie auch mentale Herausforderungen. Zwei Frauen teilen ihre Erfahrungen und Tipps.

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Anina Torrado

Anina Torrado lebt aktuell in Mexiko.

ZVG

An tristen Wintertagen sehnen sich so manche Schweizerinnen und Schweizer nach Sonne und Wärme – aber die Arbeit ruft und das Ferienkontingent ist bereits aufgebraucht oder verplant. So bleibt nichts anderes übrig, als sich in Gedanken an den Strand zu träumen und auf einen frühen Sommer zu hoffen.

Doch immer mehr Menschen wollen sich damit nicht zufriedengeben. Also brechen sie ihre Zelte ab und führen fortan ein Leben als digitaler Nomade oder digitale Nomadin. Das heisst, sie arbeiten ortsunabhängig, wo es ihnen am besten gefällt. Die einen behalten dabei ihren Job und tauschen ihren fixen Arbeitsplatz gegen ein mobiles Büro, andere machen sich selbständig. Seit dem Start der Corona-Pandemie hat sich die Gruppe der digitalen Nomaden weltweit mehr als verdreifacht. 

Anita Jetzer (35) und Anina Torrado (44) haben diesen Lifestyle schon vorher für sich entdeckt. Beide arbeiten seit dem Jahr 2017 hauptsächlich vom Ausland aus. Torrado hat sich im Laufe der Pandemie – und weil sie sich in einen Einheimischen verliebt hat – ein kleines Haus in Mérida, Mexiko gemietet, wohin sie immer zurückkehren kann.

Digital Nomade

Die Zahl der digitalen Nomaden hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als verdreifacht.

Getty Images
Anina Torrado, 44

Ins nomadische Leben gestartet ist die Appenzellerin über das Unternehmen «Remote Year». Dieses wählte über 70 digitale Nomaden aus der ganzen Welt aus, die ein Jahr lang gemeinsam von Ort zu Ort reisten und arbeiteten. Um die Unterkünfte, Visa und Aktivitäten kümmerte sich die Organisation. Damals war Anina Torrado Abteilungsleiterin Kommunikation bei Raiffeisen Schweiz. Ihr Chef erlaubte ihr, ihr Team 12 Monate digital zu führen. Nach diesem Jahr hat sie gekündigt und sich als Kommunikationsberaterin und Journalistin selbständig gemacht. Die Wohnung gab sie auf, einige Dinge konnte sie bei ihren Eltern deponieren. Dann zog sie mit einem 15-Kilogramm-Rucksack und einem kleineren für ihr «mobiles Büro» los und reiste durch Südamerika, Europa und Südafrika – «einfach dorthin, wo das Klima angenehm war».

Anita Jetzer, 35
Anita Jetzer

Anita Jetzer verbringt den Winter in Indien und Sri Lanka.

ZVG

Auch Anita Jetzer verbringt die meiste Zeit in warmen Ländern. Hauptsächlich an Orten, die sich zum Surfen eignen. Ihre Karriere als digitale Nomadin begann in der Dominikanischen Republik, wo sie 2017 ein Praktikum absolvierte und schliesslich begann, als Freelancerin im Social Media Marketing zu arbeiten. Ihre weiteren Stationen waren unter anderem Brasilien, Kolumbien, El Salvador, Costa Rica und Bali. Diesen Winter verbringt Anita in Indien und Sri Lanka. Sie ist aktuell Teilzeit bei einer Schweizer Marketing-Agentur angestellt und daneben als Atemtherapeutin tätig. Zudem leitet sie Yoga-Retreats.

Nicht jeder Ort eignet sich für digitale Nomaden

An welchem Ort es ihnen bisher am besten gefallen hat, können weder Anina noch Anita sagen. «Jedes Land hat seine eigene Magie», findet Anita. Aber für digitale Nomaden kommt es im Gegensatz zu Touristen eben nicht ausschliesslich auf die Schönheit eines Ortes an – sie müssen arbeiten können. In erster Linie heisst das, die Internetverbindung muss stabil sein. Beide Frauen schätzen es ausserdem, wenn sie ein Café mit gutem Essen finden, das sich zum Arbeiten eignet, falls in ihren Unterkünften das Internet aussteigt. «Das ist der Unterschied zu Menschen, die bloss reisen: Wir digitalen Nomaden können nicht in einer Strohhütte ohne Strom leben», erklärt Anita.

Anina empfiehlt Einsteigern ihr Abenteuer beispielsweise in Lissabon, Medellin, Buenos Aires, Kapstadt oder Chiang-Mai zu starten, wo die Infrastruktur gut und die Community von digitalen Nomaden gross ist. Beiden Frauen ist jedoch wichtig, nicht nur mit anderen digitalen Nomaden in Verbindung zu sein, sondern auch Locals kennenzulernen. Das ist gemäss Anita Jetzer in einigen besonders beliebten Hotspots eher schwierig. Teilweise finde man sich relativ rasch in einer «Nomaden-Bubble» wieder.

Das Body & Health Lab

Im Body & Health Lab beschäftigen wir uns mit Frauengesundheit aus dem Blickwinkel der Innovation. Welche Technologien, Trends und Therapien sind richtungsweisend? Was tut sich gerade in der Forschung? Und wer sind die Menschen dahinter? Fundiert recherchierte Artikel geben Auskunft. Unterstützt werden wir dabei von unserem langjährigen Partner Toyota. Auch Toyota ist stets bestrebt, neue Lösungen zu finden und Innovationen voranzutreiben mit dem Ziel, unser Leben und unsere Zukunft besser und nachhaltiger zu machen.

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Mentaler Gesundheit Sorge tragen

Weit entfernt sind das gewohnte Umfeld, die besten Freunde, die Familie. Und obwohl es die Technik mittlerweile einfach macht, den Kontakt zu halten, finden Anina Torrado und Anita Jetzer: «Einsamkeit gehört zum Reisen dazu.» Dessen müsse man sich bewusst sein. Anina Torrado erinnert sich etwa an einen Tag in Peru, an dem sie am liebsten in den nächsten Flieger in Richtung Heimat gestiegen wäre. Anita Jetzer sagt, sie suche die Einsamkeit manchmal bewusst. Doch auch sie kennt Zeiten, in denen das Gefühl ungewollt aufkommt. Allerdings gibt sie zu bedenken, dass sie sich auch in der Schweiz schon isoliert fühlte, wenn alle Freunde verplant waren. Auch das Gefühl der Entwurzelung überkam Anita in der Vergangenheit nicht nur fern der Heimat, sondern genauso hierzulande: «Ich fand, ich passe nirgends mehr hin», erinnert sie sich. Mittlerweile habe sie gelernt, ihre Wurzeln zu schätzen, wisse aber zugleich, dass ihr aktuell an anderen Orten wohler ist, als in der Schweiz

Anina Torrado fühlte sich noch nie entwurzelt. Das liege wohl daran, dass ihre Verbindung in die Schweiz noch immer sehr stark ist. Unter anderem, weil sie durch ihre Arbeit jeden Tag acht Stunden zumindest geistig in der Schweiz verweilt. Zudem telefoniere sie häufig mit Freunden und der Familie. «Ich habe eher das Gefühl, ich gehöre an verschiedene Orte», sagt die 44-Jährige.

Routinen schaffen Stabilität

Sowohl Anina Torrado als auch Anita Jetzer finden es hilfreich, sich selbst Routinen zu schaffen, um mentale Herausforderungen zu meistern. Anita zählt dazu die morgendliche Yoga-Praxis und das Surfen. Ausserdem schmücke sie ihre temporären Unterkünfte immer mit denselben Deko-Artikeln. Auch Anina hat sich meist ein Yoga-Studio sowie ein Stammcafé gesucht, um Fixpunkte in ihrem Alltag zu haben. Anita rät zudem allen, die ein Leben als digitale Nomadin starten, stark auf die innere Stimme zu hören und darauf zu achten, was einem gerade guttut. Vor allem aber finden beide Frauen: «Probiert es aus.»

Bevor ihr weiter unten wichtige Informationen findet, die es als digitaler Nomade und digitale Nomadin zu beachten gilt, haben Anina Torrado und Anita Jetzer noch die gängigsten Klischees zum Nomaden-Leben unter die Lupe genommen.

Klischees im Reality-Check

Digitale Nomadin

Arbeiten direkt aus der Hängematte – Klischee oder Realität?

Getty Images

 

Digitale Nomaden arbeiten kaum und sind quasi in Endlos-Ferien.
Anina: In einem Ferienort zu leben, bedeutet nicht, Ferien zu haben. Die meisten digitalen Nomaden arbeiten viel und sind dauernd erreichbar. Vor allem Selbstständige nehmen aus Angst vor schlechteren Zeiten tendenziell eher zu viele Aufträge an. Es ist darum extrem wichtig, dass digitale Nomaden auf ihre Psyche achten und Ferien machen.
Anita: Als Teilzeit-Angestellte muss ich auf meine Stunden kommen. Nebenbei bin ich selbstständig, was meist bedeutet, dass man dauernd etwas arbeitet. Es ist also eher eine Challenge, ohne Smartphone an den Strand zu gehen.

Das Büro von digitalen Nomaden ist eine Hängematte am Strand.
Anina: Das ist ein totales Klischee. Die Hängematte stelle ich mir unbequem vor und Sand und Wasserspritzer zerstören den Laptop. Ausserdem ist mir ein ergonomischer Arbeitsplatz wichtig.
Anita: Das ist absolut unpraktisch. Ich habe mittlerweile ständig Gadgets wie einen Laptop-Ständer dabei, damit ich keine Rückenschmerzen bekomme.

Digitale Nomaden leben meist in einem Bungalow mit Meerblick.
Anina: Mit etwas Glück und Kontakten findet man tatsächlich relativ einfach schöne Unterkünfte.
Anita: Auf Plattformen wie Airbnb und Booking sind die Bilder der Wohnungen jedoch oft besser als in der Realität. Es ist deshalb von Vorteil, wenn man länger vor Ort ist und sich umschauen kann. Generell rate ich, Unterkünfte auf Monatsmiete zu nehmen.

Digitale Nomaden haben Freunde auf der ganzen Welt.
Anina: Durch das Remote Year habe ich tatsächlich Leute aus diversen Ländern kennengelernt. Aber man findet nicht überall sofort Freunde. Je nach Ort ist einiges an Eigeninitiative nötig, um Anschluss zu finden. Hilfreich sind Facebook-Gruppen wie etwa «Digital Nomads in Mérida», in denen Events von digitalen Nomaden ausgeschrieben werden.
Anita: Je mehr man reist, desto mehr Menschen kennt man, die ebenfalls unterwegs sind. Das ist zu Beginn extrem inspirierend und spannend. Irgendwann merkt man aber auch: Nur digitaler Nomade zu sein, ist keine Basis für eine tiefe Freundschaft.

Diese Punkte sollten digitale Nomaden vor ihrem Abenteuer beachten:

Krankenkasse: Wer seinen Wohnsitz in der Schweiz behält, bleibt über die Schweizer Krankenkasse versichert. Auch wer sich abgemeldet hat, aber über keinen festen Wohnsitz im Ausland verfügt, kann bei einer Schweizer Krankenkasse versichert bleiben, sollte dies aber mit seinem Anbieter abklären. Grundsätzlich ist für digitale Nomaden trotz bestehender Grunddeckung eine ergänzende Reiseversicherung empfehlenswert. Unter digitalenomaden.ch gibt es weitere Informationen.

AHV: Wer seinen Wohnsitz in der Schweiz behält und vom Ausland aus für einen Schweizer Arbeitgeber tätig ist, braucht sich keine Sorgen machen: Der Arbeitgeber kümmert sich um die Sozialversicherungen. Selbstständige hingegen müssen darauf achten, dass keine AHV-Beitragslücken entstehen. Sollte es doch dazu kommen, können diese innert fünf Jahren nachgezahlt werden.

Steuern: Grundsätzlich ist man in dem Land steuerpflichtig, indem man seine Arbeit verrichtet. Je nach Visum sind die Bedingungen jedoch unterschiedlich. Für Schweizer gilt zudem die sogenannte «Monteurklausel». Diese besagt, dass digitale Nomaden nur in der Schweiz Steuern bezahlen müssen, wenn sie nicht länger als 183 Tage im Ausland arbeiten. Es ist jedoch ratsam, sich über seine individuelle Situation zu informieren.

Visum: Je nach Land gelten andere Bestimmungen, die im Vorfeld individuell abgeklärt werden müssen. In den USA braucht man etwa bereits ein Arbeitsvisum, wenn gelegentlich Mails beantwortet werden. Länder wie Estland, Portugal, Costa Rica und Mexiko hingegen bieten spezielle Visa für digitale Nomaden an und sind deshalb sehr beliebt.

Post und Bank: Wer sich in der Schweiz nicht abgemeldet hat und seinen Wohnsitz behält, leitet die Post am besten zu Verwandten oder Freunden weiter oder setzt auf PEAX, einen digitalen Briefkasten. Zudem ist es hilfreich, wenn eine Vertrauensperson in der Schweiz eine Vollmacht für Bankangelegenheiten hat und die Steuererklärung unterschreiben kann.


 

Von fei am 27. Februar 2023 - 08:42 Uhr