Essensmythen gibt es jede Menge: Spinat sollte man keineswegs nochmals aufwärmen, eine Tasse Kaffee mit jeder Menge Wasser wieder ausgleichen und die Käserinde auf keinen Fall mitessen. Aber wieviel Wahrheit steckt eigentlich in diesen Weisheiten, die schon unsere Grosis regelmässig predigten? Wir haben die zehn geläufigsten Ernährungsmythen mal genauer unter die Lupe genommen.
Gefrorenes Essen verdirbt nicht
Falsch. Die Krux mit dem Einfrieren ist ja: Einmal im Gefrierfach, gerät des Essen in Vergessenheit. Macht ja nichts, wenn man erst ein Jahr später wieder an die Gemüsepfanne erinnert wird – oder? Leider doch. Denn auch wenn Lebensmittel bei Temperaturen um -18 Grad deutlich länger haltbar sind: Nährstoffe und auch Geschmack gehen nach und nach verloren. Als Faustregel gilt: Länger als zwölf Monate sollte nichts eingefroren bleiben, bei magerem Fleisch und Fisch nicht mehr als drei Monate warten.
Spinat sollte man nicht noch einmal aufwärmen
Falsch. Aber: Der Spinat sollte nach dem ersten Kochen schnell heruntergekühlt werden. Befindet sich das Gemüse zu lange im mittleren Temperaturbereich, wandeln Bakterien das im Spinat enthaltene, ungefährliche Nitrat in schädliches Nitrit um. Der Mythos stammt übrigens aus einer Zeit, in der Kühlschränke Zukunftsmusik waren – und besagter, mittlerer Temperaturbereich der Standard zum Aufbewahren.
Superfood macht auch super gesund
Teils, teils. Federkohl, Kürbis oder Mangold sind voller wichtiger Vitamine und Antioxidantien und dadurch super für unseren Körper. Durch die kurzen Transportwege – die Sorten wachsen direkt vor unser Haustür – bleiben viele Nährstoffe erhalten und auch die Ökobilanz freut sich. Bei «klassischen» Superfoods wie exotischen Beeren und Samen hingegen lohnt sich ein genauerer Blick: Die Gojibeere etwa kommt nicht gegen die hier heimische Himbeere an und Leinsamen stehen den hippen Chiaseeds in nichts nach. Ausserdem müssen die Exoten stark verarbeitet werden, bevor sie zu uns gelangen und belasten durch den Transport die Umwelt. Ob der Preis sich lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Der Tomatenstrunk ist giftig
Richtig. Doch auch hier folgt gleich ein «Aber». Denn das giftige Solanin, das in Strunk und in grünen, unreifen Tomaten enthalten ist, müsste in sehr grossen Mengen verzehrt werden, um Vergiftungserscheinungen wie Kopf- oder Bauchschmerzen auszulösen. Im Klartext heisst das: Die Mini-Strünke in Cherry-Tomaten müssen nicht mühsam herausgeschnitten werden. Glück gehabt.
Kaffee entzieht dem Körper Wasser
Falsch. Auch wenn das Koffein im Kaffee kurzfristig harntreibend wirkt, darf das schwarze Gold als Flüssigkeitslieferant mitgezählt werden. Mehr als vier Tassen Kaffee am Tag sollte man trotzdem nicht geniessen: Das Genussmittel regt das Herzkreislaufsystem an und ist als dauerhafter Durstlöscher daher nicht zu empfehlen.
In der Schale von Obst und Gemüse stecken die meisten Vitamine
Richtig. Das Mami war damals zu Schulzeiten nicht einfach zu faul, den Apfel zu schälen – in der Schale stecken tatsächlich die meisten Vitamine. Selbst wer nicht zu Bio-Obst und -Gemüse greift, sollte sich nicht sorgen: Die Vorteile der Vitaminbomben überwiegen das Risiko von Pestiziden in der Schale.
Käserinde darf man nicht essen
Teils, teils. Natürlich gereifte und unbehandelte Käserinden sind komplett unbedenklich. Geht es um feine Sorten wie Edelschimmelkäse, verleihen gerade sie der Delikatesse ihr besonderes Aroma und sollten auf keinen Fall verschmäht werden. Bei Sorten mit Rinde aus Wachs oder Kunststoff sieht das natürlich anders aus. Wer sich nicht ganz sicher ist, greift zur Verpackung: Hier findet sich ein Hinweis, sollte die Rinde nicht essbar sein.
Ein Schnaps nach dem Essen fördert die Verdauung
Falsch. Ja, manchmal ist es verlockend, nach einem reichhaltigen Essen mit einem Schnaps zu spülen. Und tatsächlich regt er die Magensäureproduktion an und mildert durch die betäubende Wirkung Magenschmerzen nach einer zu grossen Portion. Eine gute Idee ist der Schnaps dennoch nicht: Weil der Alkohol einfacher aufzuspalten ist, kümmert sich unser Verdauungstrakt zunächst um dessen Verwertung und dann erst um die eigentliche Mahlzeit. Statt die Verdauung zu fördern, wird sie druch den Drink also sogar verlangsamt.
Ein ausgiebiges Abendessen macht dick
Falsch. Wir nehmen zu, wenn wir mehr Kalorien zu uns nehmen, als wir verbrauchen und umgekehrt. Für einen gesunden Menschen mit einem Gewicht im Normalbereich ist es deshalb irrelevant, wann er wieviel isst. Punkt.
Vollkornprodukte sind gesünder als die helle Variante
Richtig. Zumindest, wenn es sich WIRKLICH um die Vollkornvariante handelt. Denn nur weil Brot oder Pasta dunkler aussehen als ihre Konkurrenten, ist das noch kein Garant für das ganze Korn im Produkt. Häufig wird Malzextrakt verwendet, um etwa Brötchen dunkler zu färben. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe gibt Gewissheit. Greift man zum Produkt aus «echtem» Vollkorn, darf man sich über ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl und mehr Nährstoffe für den Körper freuen.