Fast drei Monate lang haben wir während des Lockdowns im Home Office, mit Distanzregelungen und jeder Menge Einschränkungen gelebt. Und dann: Nichts mehr. Plötzlich kommt es einem vor, als sei Corona (zumindest bei uns) gar nicht mehr so richtig da. Die täglichen Neuansteckungen bleiben derzeit unter 50, mehr und mehr Menschen genesen. Restaurants, Shops und Bars haben wieder geöffnet, die Badis sind voll und seit vergangenem Montag ist selbst die Polizeistunde Geschichte. Doch dass wir die Pandemie los sind, ist ein Trugschluss. Experten warnen schon lange vor einer zweiten Welle im Herbst.
Um genau die zu verhindern, ist nun «SwissCovid» an den Start gegangen. Seit dem 11. Mai lief die Testphase für die Schweizer Version der Corona-Warn-App. Seit Donnerstag, 25. Juni, steht sie im App Store und im Google-Play Store zum Download bereit. Natürlich freiwillig. Die Installation könnte aber tatsächlich dabei helfen, der viel diskutierten zweiten Corona-Welle entgegenzuwirken.
Wie genau funktioniert die App eigentlich?
Smartphones mit der installierten App connecten sich via Bluetooth miteinander – und zwar immer dann, wenn wir einer Person für mehr als 15 Minuten näher als 1,5 Meter kommen. Stellt sich dann in den nächsten ein bis zwei Wochen eine Infektion bei dieser Personen heraus, erhält sie einen Code von den Behörden und kann diesen – freiwillig – in die App eintragen. Dann werden alle Risiko-Kontakte mit einer Push-Nachricht auf ihrem Handy informiert. Mit der Push-Warnung gehts dann direkt zum Arzt, um sich ebenfalls testen zu lassen. Die Kosten übernimmt der Bund.
Wie in allen Ländern gilt: Richtig Sinn macht die App nur, wenn sie genug Menschen downloaden. Doch viele haben Angst davor, wie es nach dem Download mit dem Datenschutz steht.
Geben wir mit der App Daten preis?
Datenrechtlich wurde von den Entwicklern ganz schön mitgedacht. Die App funktioniert komplett anonym: Es werden lediglich Kontakte erfasst, keine Standorte. Und hier natürlich auch nur die, die ein Risiko für uns darstellen könnten. Die Kontaktdaten selbst bleiben auf den jeweiligen Geräten. Die Aufzeichnungen der App werden zudem (im Gegensatz zu den Entwürfen anderer Länder) ausschliesslich dezentral gespeichert und in regelmässigen Abständen sogar wieder vollständig gelöscht. Und zu guter Letzt legt das Gesetz auch noch fest, dass weder Nachrichtendienste, noch die Justiz oder die Polizei auf die wenigen vorhandenen Daten zugreifen kann.
Gibts auch Negativpunkte?
Für diejenigen unter uns, die immer noch auf ihr Uralt-Smartphone schwören, könnte es schwierig werden: Um die Distanzmessung möglich zu machen, muss Bluetooth aktiviert sein. Damit das sicher klappt, sollte das neueste Betriebssystem installiert sein. Ist das nicht möglich, kann die App lückenhaft laufen – oder auch mal gar nicht. Ausserdem zieht das Prozedere ganz schön Akku. Die Powerbank darf sich ab sofort über mehr Einsätze freuen. Für unsere Gesundheit und die unserer Mitmenschen allerdings ein Preis, den man durchaus zu zahlen bereit sein sollte.