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Kleiner Piks, grosse Verunsicherung

Covid-Impfung: die drei häufigsten Irrtümer!

Wenn es um die Impfung gegen Covid-19 geht, kursieren viele Falschmeldungen. Arzt und Komiker Fabian Unteregger über die drei häufigsten Irrtümer – unmissverständlich, aber trotzdem mit Humor.

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Fabian Unteregger - Pressebilder Ärzte vs. Internet 2018

Komiker und Arzt Fabian Unteregger informiert in Videos zur Pandemie. Ab Herbst ist er auf Tour: www.daszelt.ch

Michael Sieber

Behauptung Nr. 1: Die Impfung von Astra-Zeneca ist gefährlich, weil sie Thrombosen auslöst. 

Bei Vektor-Impfstoffen, auch DNA-Impfstoffe genannt, traten in sehr seltenen Fällen Thrombosen auf. Die gefährlichste ist wahrscheinlich die Sinusvenenthrombose, ein Gerinnsel im Gehirn. Die Gerinnsel traten zwischen dem 4. und 16. Tag nach der Impfung auf. Das betrifft die Impfstoffe von Johnson & Johnson, Astra-Zeneca und wahrscheinlich auch Sputnik V. 

Das Eintreten dieser Thrombosen ist mit und ohne Impfung sehr selten. Ohne Impfung tritt sie jährlich bei 5 bis 16 Fällen pro Million Einwohnern auf. Nach Verabreichung eines Vektor-Impfstoffs lag die Häufigkeit je nach Land zwischen 1 pro 27 000 und 1 pro 130 000 Geimpften. Hier gibt es einen sehr seltenen, aber inzwischen belegten Mechanismus: Antikörper bilden mit Strukturen auf Blutplättchen Verkettungen, was das Gerinnsel entstehen lässt. Betroffen waren vor allem Frauen im Alter von 22 bis 49 Jahren. Das Gerinnsel lässt sich jedoch behandeln. Wichtig: Der Nutzen der Impfung ist um ein x-Faches höher als das Risiko. So konnten in England bis zum 28. April bei 22,4 Millionen Astra-Zeneca-Impfungen rund 10 400 Todesfälle durch Covid-19 verhindert werden. 

Nun noch ein Vergleich: In der Schweiz nehmen mindestens 400 000 Frauen die Pille. Hier liegt das Risiko eines thromboembolischen Ereignisses je nach Pille zwischen 2 und 13 pro 10 000 Frauen. Im Gegensatz zu den Impf-Thrombosen wird dieses Risiko öffentlich kaum diskutiert. 

Behauptung Nr. 2:  Die Impfung bietet keinen genügenden Schutz.

Eine kürzlich erschienene Studie zeigt ganz was anderes: Von 75 Millionen voll geimpften Amerikanern sind 5 800 an Covid-19 erkrankt und 74 von ihnen verstorben. Um die Zahlen greifbarer zu machen, auch hier ein Vergleich: Wäre jede über 20 Jahre alte Person in der Schweiz geimpft und das Virus würde wie gehabt wüten, dann würden gerade mal acht Personen an einem schweren Covid-19-Verlauf sterben. Schwere Verläufe und Todesfälle sind praktisch ausgeschlossen. Die Weitergabe des Virus ist sehr stark reduziert. Ein derart guter Impfschutz ist so bisher in der Geschichte der Medizin unerreicht. 

Behauptung Nr. 3: Die Impfung wurde im Schnellverfahren auf den Markt gebracht, sie ist unsicher.

Beides stimmt so nicht. Die derzeit in der Schweiz verfügbaren Impfungen von Moderna und Biontech basieren auf der mRNA-Technologie. Daran wird seit rund 30 Jahren geforscht. mRNA kommt in jeder unserer Körperzellen vor, ist aber ausserhalb einer Zelle sehr instabil. Damit wir uns die Instabilität bildhaft vorstellen können, zwei Vergleiche: Das ist, wie wenn man auf einem fahrenden Panzer Mikado spielen würde. Oder am Urnersee bei einem Föhnsturm ein Kartenhaus bauen möchte. 

Dank Forschungsgeldern, die zur Eindämmung der Pandemie investiert wurden, hat die mRNA-Technologie nun den Durchbruch geschafft. Wenn die Pandemie etwas Gutes hatte, wäre es wohl das. Dadurch wird es in Zukunft auch Impfungen gegen das Zytomegalie-Virus, Tollwut, das Zika-Virus und wahrscheinlich auch gegen gewisse Krebsarten geben.

«Ein Schuss Humor darf nicht fehlen!»

Style: Fabian Unteregger, wie erleben Sie die Pandemie?
Fabian Unteregger: Es hat sich die Gelegenheit ergeben, parallel zur Comedy-Teilzeit in einer Notfallstation als Arzt zu arbeiten. Das ist nicht nur ein schöner Ausgleich zu meiner Haupttätigkeit in der Comedy, ich möchte mich mit meiner Ausbildung in dieser Zeit auch im Gesundheitswesen einbringen. Das ist mir ein Anliegen. Ich lerne dabei viel und freue mich sehr, wenn ich helfen kann. Und klar, ich habe im Notfall auch viele Covid-Patienten und -Patientinnen behandelt und gesehen, was das Virus anrichten kann. 

Veröffentlichen Sie deswegen Impf-Aufklärungsvideos in den sozialen Medien? 
Ich möchte einfach verständlich informieren. Ich habe realisiert, dass es für viele von uns in der Pandemie enorm schwierig ist, sich in der komplexen Informationsflut zurechtzufinden. Zudem machen auch viele Falschinformationen die Runde. Verständlicherweise liegt es nicht allen gleich gut, wissenschaftliche Informationen zu verarbeiten. Deshalb versuche ich, wesentliche Punkte aufzugreifen und sie in kurzen, aber leicht verständlichen Videos neutral zu beleuchten. Natürlich darf auch ein Schuss Humor nicht fehlen.

Welche Reaktionen erhalten Sie auf die Videos? 
Das kommt aufs Medium an. Die grosse Mehrheit der Reaktionen ist positiv, besonders auf Linkedin und Instagram. Auf Facebook scheint es mehr Menschen mit kurzer Zündschnur zu geben. 

Was bringt jeden Impfgegner aus der Fassung?
Ui, da müssten Sie einen Impfgegner fragen. Ich nehme an, das Gleiche wie mich: zum Beispiel eine Parkbusse! (Lacht.) 

Von lm am 25. Mai 2021 - 09:09 Uhr