Der Drogenkonsum in der Schweiz boomt. Laut dem neusten Suchtpanorama der Stiftung Sucht Schweiz sind hierzulande jährlich zweieinhalb Tonnen Heroin und sogar fünf Tonnen Kokain im Umlauf. Kein Wunder also, dass Zürich, St. Gallen, Bern, Genf und Basel im Kokainkonsum-Ranking des European Monitoring Centre for Drugs and Drugs Addiction (EMCDDA) ganz weit oben liegen. Zürich befindet sich in der Auflistung, gleich nach Barcelona, auf dem zweiten Platz.
Ganz ehrlich, als 25-Jährige bin ich über diese Zahlen nicht sonderlich verwundert. Wenn ich mich mal in meinem persönlichen Umfeld umschaue, dann kann ich meine Freunde und Bekannten, die noch nie Extasy, Kokain und andere harte Drogen genommen haben, an einer Hand abzählen. Zumindest «ausprobiert» hat es fast jeder. Der vorher prophezeite einmalige Konsum, natürlich immer nur des Erfahrungswillen wegen, ist dabei in der Regel nicht eingehalten worden. Es war eben «so ein geiler Abend». Irgendwann musste auch ich mich dann entscheiden. Will ich diese «bewusstseinserweiternde» Erfahrung auch erleben oder werde ich, inklusive weniger Freunde, zum Aussenseiter und verzichte auf den Konsum? Als damals nicht mal 20-Jährige gar nicht mal einfach, sich zu entscheiden. Ich bin ehrlich, der Reiz war schon da. Wenn du deine Freunde siehst, die ohne weiteres bis in die Morgenstunden durchtanzen können und dabei den besagten «geilen Abend» erleben, dann ist man irgendwie neidisch. Nicht neidisch high zu sein, einfach neidisch des Spasses wegen.
Trotzdem entschied ich mich nach ausgiebigen Gesprächen mit meiner besten Freundin – ebenfalls drogenfrei – dagegen. Wir waren uns einig: Der Respekt vor dem Kontrollverlust war zu gross. Was uns am meisten, bis heute, davor abschreckt etwas zu nehmen, ist die Angst davor, es gut zu finden. Wieso sollten die meisten Drogenkonsumenten sonst Wiederholungstäter sein? Bestimmt nicht, weil sie so eine schlechte Zeit hatten … Was, wenn ich keinen Spass mehr habe, ohne etwas einzuschmeissen? Wenn es eins gibt, das ich für mein Leben nicht möchte, dann das.
Was soll ich sagen, auch heute noch nehmen Bekannte von mir vor dem Feiern MDMA und Co.. Ob ich noch immer neidisch auf deren «geile Abende» bin? Oh nein. Ehrlich gesagt haben mich die Zustände meiner Freunde bereits an diversen Abenden dermassen abgeschreckt, dass ich auf keinen Fall jemals so enden möchte. Klar, hin und wieder schau auch ich mal zu tief ins Glas. Der Unterschied zu meinen von harten Drogen berauschten Mitmenschen? Ich weiss, dass ich fertig bin und nach Hause gehen muss. Sobald ich im Bett liege, schlafe ich ein. Den anderen ist das Ausmass ihres Zustandes meist nicht bewusst. Sie tanzen noch bis es draussen wieder hell wird. An entspanntes und schnelles Einschlafen ist danach natürlich nicht zu denken.
Nach all den Nächten, in denen ich easy etwas hätte einnehmen können, bin ich heute verdammt stolz auf mich, es nicht getan zu haben. Die Erfahrungen, die ich mit all den anderen hätte teilen können, vermisse ich überhaupt nicht. Mitläufer zu sein war für mich noch nie erstrebenswert. Zu meinen Prinzipien zu stehen schon. Warum sich meine Einstellung gegenüber Drogen nie geändert hat? Gute Erziehung meiner Eltern, Willenskraft und ein stabiles Selbstbewusstsein? Genau weiss ich es bis heute nicht. Was ich jedoch weiss: Anders zu sein, in diesem Fall ohne bunte Partypillchen auszukommen, ist cool.