Egal obs der Aperol Spritz beim Brunch, der Prosecco beim Dinner oder der Wodka Soda beim Tanzen ist. Mit dem Wochenende gehen meist nicht nur fröhliche Stunden mit Freund*innen ins Land, sondern früher oder später auch die Konsequenzen der Drinks, die statt zu schnurren nur für Brummen im Schädel sorgen. Das kennen wir alle. Aber habt ihr euch schon mal gefragt, was mit eurem Körper vom ersten Schluck bis zum bösen Erwachen eigentlich so passiert? Wir präsentieren: Der Weg zum Kater, ein Stück in acht Akten.
1. Akt: Das Gefühlshoch
Während der erste Schluck gekühlter Rosé unsere Kehle herunter perlt, setzt der vordere Teil unseres Gehirns Endorphine frei – und die schieben Stress und Sorgen ganz weit nach hinten. Erstmal ja gar nicht schlecht. Der Nachteil: Im gleichen Bereich unseres Denkapparats werden auch Entscheidungen getroffen. Zum Beispiel die, dass es gar nicht so dramatisch ist, nach der halben Flasche Wein noch selbst nach Hause zu fahren. Spoiler: Ist es doch. Tut es nicht.
2. Akt: Selbstbewusstsein on fire
Aus dem ersten Glas Rosé sind mittlerweile drei geworden und eure anfängliche Scheu den hübschen Boy an der Bar anzusprechen, könnt ihr selbst gar nicht mehr so richtig nachvollziehen? Ab hier beginnt der Anteil der Y-Aminobuttersäuren zu steigen und unser Körper damit, die Aufnahme von Glutamat zu blockieren. Der Stoff ist für Sorgen und Angstzustände verantwortlich. Tatsächlich gilt: Je mehr wir trinken, desto mehr Glutamat blockt unser Körper und desto mehr scheinen sich unsere Ängste in Luft aufzulösen. Ihr ahnt schon: Der Effekt wird schnell zur gefährlichen Spirale.
3. Akt: Mitten im Koordinationschaos
Zum Wein kamen noch ein Aperol und ein Shot und im nächsten Moment seht ihr euch zum WC torkeln, streift dabei den Tisch mit dem Oberschenkel und bleibt nur auf den Beinen, weil euch der Kellner im freien Fall auffängt? Jap, wir waren alle schon mal da. Der Alkohol zettelt einen kleinen Streit zwischen unserem Kopf und unserem Körper an und kurze Zeit später kommunizieren sie nicht mehr richtig miteinander. Die vielen Muskeln, die wir beim Sprechen gebrauchen, sind übrigens auch der Grund dafür, dass gerade Sätze mit steigendem Pegel immer schwieriger werden.
4. Akt: Gedankenstürme
Die Erinnerungen an den Abend – zumindest Teile davon – sind wie weggespült? Das Verrückte daran ist: Sie sind nicht plötzlich weg, sie waren gar nicht erst da! Alkohol in zu grossen Mengen verhindert, dass unser Gehirn Erlebnisse festigen und abspeichern kann. Kaum ist der Moment vorbei, ist er deshalb auch schon wieder vergessen. Dass ihr es an diesem Punkt bereits masslos mit dem Alkohol übertrieben habt, müssen wir nicht erwähnen, oder?
5. Akt: Das Karussell
Während unsere Gedanken längst nicht mehr um besonders viel kreisen, tut es der Raum um uns herum umso mehr. Einmal im Bett dreht sich alles und wir überlegen, ob wirklich das Schlaf- oder doch das Badezimmer der bessere Ort zum Nächtigen ist. Woran das liegt? Der Alkoholgehalt verändert unser Blut so stark, dass unser Gleichgewichtssinn aus dem Ruder gerät. Er vermittelt an das Gehirn, dass wir uns viel mehr bewegen, als das eigentlich der Fall ist. Und da wir uns selbst ziemlich sicher sind, dass wir liegen, bewegt sich eben der Raum.
6. Akt: Der Weckruf
Vier Stunden Schlaf und ihr seid schon wieder wach? Gründe dafür gibt es mehrere. Die Ursache für sie ist aber fast immer der Alkohol. Möglichkeit Nummer eins: Euer Körper braucht dringend Zucker. Während die Leber den Alkohol abbaut, ist sie so beschäftigt, dass es schwer wird, auch den Blutzucker stabil zu halten. Sie gibt zu viel Glycogen ins Blut ab – und wir brauchen nach kurzer Zeit Nachschub. Die zweite Option: Ihr müsst driiingend aufs WC. Alkohol ist harntreibend und entwässert uns dementsprechend schnell. Aus dem gleichen Grund wachen wir oft mit hämmernden Kopfschmerzen auf. Viel Wasser hilft.
7. Akt: Hangxiety
Einmal richtig wach wird euch schlecht – schon allein beim Gedanken daran, was ihr gestern alles getan habt?! Wir empfehlen: nur die Ruhe und erst einmal abwarten. Die extra Aminobuttersäuren und den Mangel an Glutamat, der euch gestern Abend noch so wunderbar entspannt hat, versucht der Körper jetzt wieder auszugleichen. Es kann dauern, bis das Level wieder stimmt. Die Folgen in der Zwischenzeit reichen von einem schlechten Gewissen bis hin zu Paranoia. Oder anders ausgedrückt: Hangxiety.
Sollte es nur der ganz «normale» Kater sein, der euch plagt: Sorry für die Ehrlichkeit, aber das liegt am Gift in eurem Körper. Während Alkohol an sich schon toxisch ist, produziert er noch ein zweites Gift, während er abgebaut wird: Acetaldehyd. Wie viel davon in den Körper gelangt, ist genetisch veranlagt. Falls eure Eltern also eher selten über Kopfschmerzen klagen, könntet auch ihr gesegnet sein – vielleicht gehen sie aber auch einfach etwas verantwortungsvoller mit dem Trinken um.
8. Akt: Hunger nach mehr
Spätestens wenn die Übelkeit überwunden ist, wird er kommen: der unbändige Hunger. Auf alles. Okay, ausser Salat vielleicht. Schuld ist die oben schon mal erwähnte Leber, die das mit der Glycogen-Konzentration noch nicht so ganz drauf hat und ein bisschen viel auf einmal raushaut. Sind die Speicher einmal leer, wird der Appetit auf Pizza, Pasta und alle anderen Kohlenhydrate in Sichtweite unbändig. Weil zeitgleich mit dem Alkohol im Körper auch ein Sättigungshormon abgebaut wird, wird es ausserdem doppelt schwer, die Gabel wieder wegzulegen.
Die Moral des Stücks: Dass die enormen Auswirkungen von Alkohol auf den Körper alles andere als gesund sind, müssen wir vermutlich nicht extra erwähnen. Auf das eine oder andere Glas Rosé müsst ihr aber dennoch nicht verzichten. Wer nicht auf nüchternen Magen trinkt, den Abend hinüber immer mal wieder zum Wasser greift und aussteigt, bevor es zu spät ist, der darf auch weiterhin geniessen. Wie so oft ist es erst die Menge, die das Problem macht. Könnt ihr die nicht mehr kontrollieren, ist es sinnvoll, sich Hilfe zu suchen.