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Alzheimer

Das Vergessen hinauszögern

Grosse Hoffnung im Kampf gegen einen schleichenden Abschied: Erstmals stehen Medikamente zur Verfügung, die das Fortschreiten von Alzheimer im Frühstadium verlangsamen können. Fachleute sind zuversichtlich, dass die neuen Präparate das Zeug haben, zum Gamechanger zu werden.

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Elderly woman in pyjamas sitting on bed with her dog, drinking hot tea in the morning. Cute dog lying on bed by elderly owner. Dog as companion for senior people.

Alzheimer-Check: Mit diesen sieben Warnzeichen lässt sich Alzheimer erkennen.

Getty Images

In der Schweiz leben laut Schätzungen des Bundesamtes für Gesundheit BAG rund 153 000 Menschen mit einer Form von Demenz. Jährlich kommen fast 33 000 Neuerkrankungen hinzu. Ihre häufigste Form mit einem Anteil von etwa zwei Dritteln ist die Alzheimer-Demenz. Die Diagnose macht Angst. Gesichter der Liebsten nicht mehr erkennen, herumirren, weil man den Weg nach Hause nicht mehr findet, vergessen, was gerade gesprochen wurde – im fortgeschrittenen Stadium sind Patienten und Patientinnen schon bei einfachen Aufgaben auf Unterstützung angewiesen.

«Bei Alzheimer kommt es zu spezifischen Proteinablagerungen im Gehirn, zu einer Verschlechterung des Gedächtnisses und zu kognitiven Einschränkungen», erklärt Dr. Filip Barinka, Leiter der Praxis für Altersneurologie mit Gedächtnis-Sprechstunde am Swiss Clinical Neuro Science Institute in Zürich. «Vor allem zwei Arten von Proteinablagerungen sind typisch: Beta-Amyloid und Tau. Man nimmt an, dass zuerst Amyloid-Ablagerungen entstehen, später das Tau-Protein. Zusammen stören sie die Funktion der Nervenzellen, was zum Abbau der Gehirnmasse führt», ergänzt der Arzt.

Obwohl die Krankheit bereits 1907 von Alois Alzheimer beschrieben wurde, erschienen die ersten Medikamente erst um die Jahrhundertwende. «Sie wirkten aber nur symptomatisch, führten zwar zu einer Verbesserung der Gehirnfunktion, konnten aber das Fortschreiten der typischen Veränderungen nicht beeinflussen», sagt Altersneurologe Barinka.

Bis im vergangenen Jahr, als der Wirkstoff Lecanemab auf den Markt kam, ein monoklonaler Antikörper. Die Reaktionen waren optimistisch. «Basierend auf den neusten Studiendaten, geht man von einer Verlangsamung der Krankheit um ungefähr sieben Monate nach zwei Jahren aus. Bei einigen Patienten liess sich sogar ein stabiler Verlauf ohne oder mit nur minimaler Verschlechterung nachweisen», erklärt Dr. Barinka. Allerdings muss Lecanemab im Frühstadium der Krankheit verabreicht werden. Seit Neustem ist ein weiterer monoklonaler Antikörper mit dem Wirkstoff Donanemab auf dem Markt. Er soll eine ähnlich starke Reduktion der Amyloid-Ablagerungen erreichen.

Wegen möglicher Nebenwirkungen wie Wasseransammlungen und Mikroblutungen im Gehirn hat nun die Europäische Arzneimittel-Agentur dem Wirkstoff Lecanemab die Zulassung verweigert. In den USA, Japan, China, Südkorea, Australien und Israel wird das Medikament bereits angewendet. Auch Dr. Michael Lehmann vom Neurozentrum Seefeld der Bellevue Medical Group in Zürich hat wie Barinka bereits Erfahrungen mit dem Medikament. Für ihn sind die meisten dieser Nebenwirkungen nicht symptomatisch. Komme dazu, dass die Patienten regelmässig und engmaschig kontrolliert würden. Für Filip Barinka ist der negative Entscheid nicht wirklich nachvollziehbar. «Es bleibt abzuwarten, wie Swissmedic die Situation bewertet. Ein negatives Votum hätte das Potenzial, Zweiklassenmedizin zu fördern», sagt er. Denn Patienten, die sich das Medikament auf eigene Kosten leisten könnten, würden es aus dem Ausland importieren und sich in der Schweiz verabreichen lassen.

Check: Sieben Warnzeichen

Das amerikanische National Institute on Aging hat sieben Warnzeichen formuliert, die auf eine beginnende Alzheimer-Erkrankung hinweisen.

  1. Wiederholt immer wieder die gleiche Frage.
  2. Erzählt immer wieder die gleiche Geschichte.
  3. Weiss nicht mehr, wie bestimmte alltägliche Verrichtungen wie Kochen, Kartenspiel oder Handhabung der TV-Fernbedienung funktionieren.
  4. Vernachlässigt das Äussere, bestreitet dies aber.
  5. Antwortet auf Fragen, indem die gestellte Frage wiederholt wird.
  6. Hat den sicheren Umgang mit Geld, Überweisungen, Rechnungen und Ähnlichem verloren.
  7. Findet viele Gegenstände nicht mehr oder legt sie an ungewöhnliche Plätze ab und verdächtigt andere Personen, den vermissten Gegenstand weggenommen zu haben.
Von Verena Thurner am 5. September 2024 - 09:00 Uhr