Wie praktisch wäre es doch, wenn man vor dem Besuch bei den Eltern, zu Hause schnell einen Corona-Test machen könnte? Nicht um alle Vorsichtsmassnahmen zu vergessen, sondern einfach, um etwas beruhigter zu sein. In Deutschland wird dieser Wunsch schon diese Tage zur Realität. Am 24. Februar erteilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM die ersten Sonderzulassungen für drei Corona-Selbsttests. Am 1. März kam ein weiterer dazu.
Ergebnis in ein paar Minuten
Die Tests kann man in deutschen Apotheken kaufen. Alle funktionieren ähnlich. So wird mit einem Tupfer eine Probe aus dem vorderen Nasenbereich entnommen und danach in ein Teströhrchen eingeführt, welches mit einer Lösung gefüllt ist. Nach ein paar Minuten gibt man wenige Tropfen der Lösung in eine Testkassette und kann nach etwa einer Viertelstunde das Ergebnis ablesen. Das klappt deshalb, weil die Antigentests Virusproteine mittels Antikörper fixieren und anhand einer Farbreaktion sichtbar machen.
Ein negatives Ergebnis ist aber noch lange kein Freifahrtschein, wir alle sollten uns trotzdem an die empfohlenen Schutzmassnahmen halten. Denn laut Angaben des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts ist die Empfindlichkeit der Selbsttests nämlich «um Grössenordnungen geringer» als die des PCR-Tests, welche von Profis durchgeführt werden.
Apotheker ist kritisch
Diese Einschätzung teilt Leo Grossrubatscher, Apotheker in der Zürcher Dr. Andres Apotheke Stadelhofen. «Die Sinnhaftigkeit über die Durchführung dieser Selbsttests stelle ich schon in Frage. Denn ein Test sollte so aussagekräftig wie möglich sein und deshalb möglichst von einer Fachperson durchgeführt werden», erklärt er. «Unsere Tests sind mit einer Spezifität von 99,8 Prozent sehr hoch. Das bedeutet die Fähigkeit, eine nicht infizierte Person richtig zu diagnostizieren.» Dazu kommt, dass bei privaten Tests die Ergebnisse nicht an eine offizielle Stelle gemeldet werden, das erschwert die zuverlässige Erfassung der Daten, sowie die Kontaktierung des Umfelds der erkrankten Person.
Weiter empfiehlt Leo Grossrubatscher den Test so frühzeitig wie möglich durchführen zu lassen, weil er in den ersten vier Tagen nach Ausbruch von Covid-19 am aussagekräftigsten ist. «Wenn jemand sich also schlecht fühlt, sollte er oder sie sich vor der Arbeit oder vor dem Gang in die Stadt noch schnell testen lassen», sagt der Apotheker.
Start in der Schweiz ist noch unklar
Wann und ob die Corona-Selbsttests auch in der Schweiz erhältlich sind, ist noch unklar. Der Kanton Bern testet aber derzeit bereits Spucktests, die man zu Hause durchführen kann. «Ich hoffe, dass es sehr schnell geht und wir diese Tests bald validieren können», sagte Gesundheitsminister Alain Berset anlässlich eines Besuchs in Zürich. In Deutschland liegen dem BfArM schon weitere 50 Anträge auf Sonderzulassung für Laientests vor. Nicht alle setzen auf die nasale Technik zur Probeentnahme. So gibt es auch Tests, bei denen ganz einfach der Speichel ausgewertet werden soll.
Würdet ihr solche Selbtstests kaufen? Wäre ein negatives Ergebnis ein Freifahrtschein oder würdet ihr euch weiterhin an die Distanzregeln halten?