Zwischen den Beinen brennt und juckt es, der Toilettengang ist eine Qual und der Sex unerträglich. Eine Pilzinfektion? «Daran denken die meisten betroffenen Frauen oft», sagt Dr. Janine Frey, Oberärztin am Kantonsspital Luzern. «Aber nur bei einem Teil stimmt das auch.»
Lichen sclerosus ist wenig bekannt
Eine Ursache für die Beschwerden kann die chronischentzündliche Hauterkrankung Lichen sclerosus sein. Laut Schätzungen leidet jede 50. Frau daran – die meisten sind nach der Menopause und vor der Pubertät betroffen. «Diese Krankheit ist wenig bekannt, und die Ärzte denken selten daran», sagt Dr. Frey. Weil die Beschwerden unspezifisch sind, erkennen die Spezialisten eine Erkrankung oft spät. Das kann gravierende Folgen haben.
Die befallene Haut der weiblichen Scham färbt sich weisslich, rot oder bräunlich. Hinzu kommen feine Fältchen und verdickte, harte Hautstellen. «Es ist ein buntes Bild», sagt Oberärztin Frey. Bleibt die Krankheit unerkannt, kommt es zu Vernarbungen, die inneren Schamlippen können verschmelzen oder gar verschwinden – was den Eingang der Vagina verengt. «Dadurch kann der Damm beim Sex reissen, und das verursacht sehr starke Schmerzen.» Ist die Vulva vollständig zerstört, hilft nur eine chirurgische Rekonstruktion.
Die Entzündung lässt sich aufhalten
Geheilt werden kann Lichen sclerosus nicht, die Entzündung lässt sich nur aufhalten, mit hoch dosierten Kortisonsalben. Ist die Krankheit akut, muss die Salbe während zwölf Wochen täglich aufgetragen werden. Danach zweimal wöchentlich – oftmals ein Leben lang. Die Ursache von Lichen sclerosus ist unklar, ansteckend ist die Krankheit nicht.
Die Patientinnen können mit der geeigneten Therapie eine gute Lebensqualität erreichen. Wichtig ist aber, dass man die psychische Seite der Krankheit nicht vergisst, sagt Dr. Janine Frey, die am Kantonsspital Luzern auch eine Vulva-Sprechstunde anbietet. «Oft leiden die Frauen jahrelang still vor sich hin.»
Infos zur Krankheit und Therapie finden Sie hier.