Entweder man gehört dazu – oder nicht. Wir sprechen von der Nächtlichen-Frischluft-Fraktion. Ist man dabei, müssen kurz vor dem Lichterlöschen die Fenster weit aufgerissen werden. Erst wenn sich die kalte Luft auf die Nasenspitze legt, kann eingeschlafen werden. Ein Problem? Warum auch: schliesslich wurde uns von klein auf eingetrichtert, dass wir frische Luft brauchen. So viel wie möglich. Stimmt ja – eigentlich. In der Nacht verhält sich bekanntlich einiges anders.
Keine Kompromisse
Der erste Grund: Liegt man nicht alleine im Bett, sondern mit jemandem, der lieber mit geschlossenem Fenster schläft, gibts Diskussionen. Und zwar solche ohne Kompromissmöglichkeiten. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten: auf oder zu. Dabei sollte man vor dem Schlafengehen möglichst runterfahren und Stress vermeiden.
Der zweite Grund ist unabhängig von der Anzahl Personen im Schlafzimmer. Es geht um den Lärm. Denn auch, wenn man das Gefühl hat, in einer ruhigen Umgebung zu wohnen, können Autos und öffentliche Verkehrsmittel den Schlaf stören. «Man muss die lärmbedingten Aufwachphasen gar nicht bewusst mitbekommen», sagt Dr. Peter Geisler, der das Schlaflabor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg leitet, gegenüber Apotheken Umschau. «Trotzdem führen sie zu Adrenalinausschüttung, Blutdruck- und Pulsanstieg – und damit zu einem weniger erholsamen Schlaf.»
Schon vier Lärmnächte zeigen Folgen
Das bestätigt auch eine Schweizer Studie. Forschende der Uni Basel untersuchten den Einfluss von Lärm auf den Schlaf. Nachdem die Proband:innen vier Lärmnächte im Schlaflabor verbrachten, waren die Glukosetoleranz und Insulinsensitivität bei jungen Probanden im Vergleich zur ersten Nacht ohne Verkehrslärm deutlich reduziert .
Ist man diesem Umweltlärm über einen langen Zeitraum ausgesetzt, droht im schlimmsten Fall also sogar ein Herzinfarkt. Auch interessant: in der Nacht reagieren wir empfindlicher auf Geräusche als im Wachzustand. Forschende fordern deshalb, dass die Richtwerte für Nachtlärm weitaus geringer sein sollten als für den Lärm tagsüber.
Stärken die kühlen Temperaturen das Immunsystem?
Und was, wenn wir den Lärm beiseite lassen und uns der kühleren Temperatur widmen? Hat diese in der Nacht wenigstens einen positiven Effekt? Kann sie sogar unser Immunsystem stärken? «Wissenschaftlich gibt es dafür keinerlei Anhaltspunkte», stellt Dr. Peter Geisler klar. Ganz vermiesen möchten wir euch das Schlafen bei offenem Fenster aber doch nicht. Denn: «So lange man damit gut zurecht kommt und sich morgens fit fühlt, darf man beim Schlafen eigentlich alles machen», erklärt Dr. Peter Geisler weiter.