Stress. Er ist sowas wie der allgemeine Buhmann der Wellness. Neben dem Kopfzerbrechen macht er uns dick und unausgeglichen, raubt uns den Schlaf und führt zu unangenehmen Angewohnheiten. Dem Nägelkauen zum Beispiel. Oder – weil sich das mit den Fingern im Mund aktuell nicht so schickt – zum Zähneknirschen. In der Fachwelt spricht man von Bruxismus. Das geschieht fast lautlos, meistens nachts und häufig, ohne dass wir selbst es mitbekommen. Am nächsten Morgen spürt man es dafür umso mehr: Wir wachen mit Kieferschmerzen auf und fühlen uns, als ob unser Kauapparat nachts ein paar Überstunden eingelegt hat. Nun – das beschreibt es ziemlich gut.
Überstunden mit Folgen
In der Nacht mit den Zähnen zu knirschen bedeutet, dass unser Kiefer ein circa siebenstündiges Workout hinlegt. Damit versucht er (so ähnlich wie wir beim Sport) einen Ausgleich zum Stress bei der Arbeit, in der Familie oder der Freizeit zu finden. Leider nicht ganz folgenlos: Neben dem «Muskelkater» an sich, nutzt das Knirschen mit der Zeit die Front- und Eckzähne ab. Das Zahnbett kann sich entzünden, die Zähne beginnen zu wackeln und können sich im Extremfall sogar deformieren, wenn der Kaumuskel zu stark und über zu lange Zeit auf die Zähne einwirkt. Irgendwie nicht so rosige Aussichten.
Was hilft gegen die Angewohnheit?
Die physiologische Lösung zuerst: Wenn wir es schaffen, unseren Kiefer nachts in einer stabilen Position zu entspannen (z.B auf einem Kissen, wenn wir Seitenschläfer sind), wird Druck von ihm genommen und die Schmerzen können abnehmen. Auch die guten alten Knirscherschienen oder das Erneuern von abgenutzten Füllungen können lindern. Der schlaue Leser wird allerdings schon gemerkt haben: Hier behandeln wir nur die Symptome, nicht die Ursache.
Die beste Lösung, um dem Nägelkauen 2.0 entgegenzuwirken, ist daher – Überraschung – dem Stress selbst entgegenzuwirken. Ja, das ist immer leichter gesagt als getan, dafür aber umso wirkungsvoller. Viele Ärzte berichten sogar, dass das Zähneknirschen ihrer Patienten in den Ferien abnimmt. Was man ausser wegfliegen machen kann? Zum Beispiel Sport, bei dem mehr als der Kaumuskel trainiert wird, Entspannungstechniken wie Yoga oder ein schönes Schaumbad. Und unseren Kiefer stretchen, indem wir über den Tag hinweg immer mal wieder den Mund für 15 Sekunden so weit wie möglich öffnen (im Schaumbad vielleicht?). Helfen diese Methoden nicht oder sind die Schmerzen stark und ständig vorhanden, ist der Gang zum Zahnarzt aber immer noch die beste Alternative.