1. Positive Identifikation
Ein wichtiger Risikofaktor für die Depression ist der «Negativity bias», das heisst, vorwiegend die negativen Aspekte wahrzunehmen. Für den Depressiven ist das Glas halb leer, nicht halb voll. Diese Fehlwahrnehmung ist besonders folgenschwer, wenn sie das Selbst betrifft. Man sieht dann nur noch Fehler und Schwächen, was zu Rückzug, Scham- und Schuldgefühlen führt. Es ist wichtig, die inneren Kritiker zu zähmen. Dabei kann ein Tagebuch helfen, in dem man nur die Dinge notiert, die gut gelaufen sind.
2. Tägliche Entspannung
Erholungszeiten sollten wir aktiv und bewusst organisieren. Oft merken wir gar nicht, dass unsere Entspannungszeiten kürzer und seltener werden. Deshalb hilft der Eintrag fixer Entspannungszeiten im Kalender, unsere Resilienz zu stärken. Versuchen Sie, sich den Tag als Yogaübung vorzustellen. Sie wechseln von einer Stellung in die andere. Und jede Stellung enthält eine kräftige und beherzte Anspannung, gefolgt von Entspannung. Planen Sie regelmässige angenehme Aktivitäten in Ihren Tagesablauf ein.
3. Fokussierung auf den Augenblick
Materielle Werte und Erfolgsdenken führen aus der Gegenwart hinaus. Sie sind zu einem grossen Teil Versprechungen, die nicht eingehalten werden. Die Vorstellung, bald die neuste Modebrille zu haben, ist meistens berauschender als das aktuelle Tragen dieser Brille, die nicht richtig sitzt und die soziale Attraktivität des Trägers doch nicht in den Himmel katapultiert. Das Glück der Gegenwart kommt ohne Versprechungen aus, weshalb es verlässlicher ist und zur psychischen Stabilität beiträgt. Ferner treffen wir andere Menschen fast ausschliesslich in der Gegenwart. Wenn wir geistig in die Vergangenheit und in die Zukunft wandern, sind wir viel mehr allein und in unserer eigenen Welt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Unfähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein, das Depressionsrisiko erhöht.
4. Immaterielle Werte
Der ausufernde Materialismus schwächt unsere Widerstandskraft. Äusserliche Werte wie Einkommen, jugendliches Aussehen, materieller Wohlstand und sozialer Status verdrängen traditionelle Werte wie innere Unabhängigkeit, stabile Moralvorstellungen, kulturell verwurzelte Sicherheit, soziale Zugehörigkeit, Gemeinschafts- und Familiensinn. Studien zeigen, dass diese Veränderung in den Werten wesentlich für die Zunahme von Stress, Schamgefühlen und Depressionen verantwortlich ist. Das Hinterfragen materieller Werte und die Pflege lokaler sozialer Netzwerke tragen wesentlich bei zur Stärkung unserer seelischen Widerstandskraft.
5. Vertrauensvolle Beziehungen
Besonders wichtig sind Menschen, denen wir vertrauen, die uns im Notfall beistehen und in der Nähe wohnen. Leider hat in westlichen Ländern die Anzahl solcher Vertrauenspersonen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Dies ist vor allem die Folge eines übertriebenen Individualismus und der zunehmenden geografischen Mobilität. Der stetige Verlust des regionalen Netzwerks kann kaum wettgemacht werden, weil der Aufbau vertrauensvoller und unterstützender Beziehungen Zeit braucht. Soziale Medien wie Facebook sind dafür kein Ersatz.
6. Körperliche Fitness
Achten Sie auf regelmässige Bewegung. Studien haben ergeben, dass Sport die Ausschüttung von Substanzen fördert, die sich positiv auf die Stimmung auswirken und das Selbstwertgefühl stärken. Die sportliche Aktivität sollte regelmässig dreibis viermal pro Woche während 30 bis 60 Minuten stattfinden.
Über die Aktion «DARÜBER REDEN. HILFE FINDEN.»
Viele Menschen in der Schweiz leiden auch seelisch unter den Auswirkungen der Coronakrise. «DARÜBER REDEN. HILFE FINDEN» heisst der Aktionstag, der vom BAG initiiert wurde und am 10. Dezember 2020 stattfindet. Die Hilfsorganisationen Pro Mente Sana, Dargebotene Hand, Pro Juventute, Pro Senectute, Caritas und das Schweizerische Rote Kreuz widmen sich gemeinsam mit Ringier, der SRG (alle vier Sprachregionen) und vielen weiteren Akteuren den verschiedensten Aspekten des Themas «psychische Gesundheit». Menschen in schwierigen Situationen erfahren so Solidarität und werden über konkrete Hilfsangebote informiert. Der Tag sensibilisiert auch die Gesamtbevölkerung dafür, im Umfeld aufmerksam zu sein und Hilfe zu leisten.
Weitere Informationen: bag-coronavirus.ch/hilfe