Manchmal braucht es nicht einmal einen triftigen Grund, weshalb man sich ausgelaugt fühlt. Da reicht schon das trübe Wetter. Wer hingegen täglich mit schlechten Neuigkeiten konfrontiert wird, braucht starke Nerven, um die gute Laune nicht zu verlieren. Lässt man sich von den negativen Gefühlen einnehmen, wird man schnell ängstlich, unsicher oder fühlt sich erschöpft.
Fabian Spitzli, Mentalcoach aus Grosswangen LU, bekommt die momentane Verunsicherung auch zu spüren. «Seit der Coronakrise werde ich vermehrt nach Tipps gefragt, wie man am besten damit umgehen soll», sagt er. Für manche braucht es Überwindung, über ihren Gefühlszustand zu sprechen. «Ein Stück weit ist es auch immer ein Outing. Man gibt zu, dass man Angst hat und Unterstützung braucht», erklärt Fabian Spitzli. «Das ist gut so. Denn nicht darüber zu sprechen und zu verschweigen, dass man sich schlecht fühlt, ist der falsche Weg.» Bei Stimmungsschwankungen hilft es oft, wenn man selber wieder aktiv wird.
Die besten Tipps vom Mentalcoach:
1. Hinterfragen und entscheiden
Werdet euch bewusst, dass es euch momentan nicht gut geht und akzeptiert diesen Gefühlszustand. Fragt euch: Warum fühle ich mich unsicher? Worauf möchte ich den Fokus legen? Will ich mich der Angst hingeben oder sie angehen? Was kann ich dazu beitragen, dass die Krise schnell vorbei geht? Diese Fragen sind wichtig. Denn nur wer diese beantworten kann, ist auch in der Lage, zu entscheiden oder zu handeln.
2. Was tut mir gut?
Wenn ihr euch zum Beispiel jeden Morgen die Fallzahlen in der Zeitung anschaut und seht, dass diese ständig steigen, könnt ihr das ändern. Eine Lösung wäre, nur noch jeden zweiten Tag die Zahlen zu studieren und an den anderen Tagen dafür etwas zu tun, das euch richtig guttut. Zum Beispiel ein Telefonat mit einer Freundin oder einen kurzen Spaziergang in der Natur. Versucht, den Fokus aufs Positive zu legen und Dinge tun, die euch Spass machen und Kraft geben.
3. Das Dankbarkeitstagebuch
Vor lauter Negativität vergisst man schnell das Positive. Deshalb macht es Sinn, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Dort schreibt ihr jeden Abend fünf Dinge auf, für die ihr am Tag dankbar gewesen seid. So lässt man die letzten Stunden nochmals revue passieren – und zwar mit einem guten Gefühl. Das lässt euch leichter ein- und durchschlafen.
4. Coronafreie-Zeit
Viele sind durch den Tag und besonders am Abend von den Medien abgelenkt. Ist man sowieso schon gestresst, kann man nur noch sehr schlecht abschalten. Vor dem Schlafengehen nochmals alle News zu checken, ist eine ungesunde Angewohnheit. Besser wäre es, sich mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen eine medienfreie Zeit zu gönnen. Das beruhigt.
5. Einen Anker setzen
Klar, jede*r hat mal einen schlechten Tag. Das ist nichts Schlimmes. Passiert es allerdings öfters, sollte ihr euch überlegen, was ihr hättet anders machen können. Wer schnell einen Stimmungsbooster braucht, baut sich selber einen Anker. Das kann zum Beispiel ein Foto aus den Ferien sein. Immer, wenn einem alles über den Kopf wächst, zieht man sich kurz zurück, atmet tief ein, betrachtet das Bild und denkt an die schönen Momente – das verhilft automatisch zu guten Gefühlen.
6. Wann zum Arzt?
Wer aus dem Stimmungstief nicht mehr herauskommt, sich zurückzieht, unter Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit leidet, sollte nicht zögern, sich an seinen Arzt oder seine Ärztin zu wenden. Es ist besser, einmal zu früh Hilfe zu holen als zu spät.