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Ein Experte klärt auf

So bekämpfen wir den Herbstblues

Viele Menschen erleben in der kalten Jahreszeit ein Stimmungstief. Dr. Andreas Hagemann hat Tipps gegen den Herbstblues parat.

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A young woman wearing a hat and walking by a beautiful forest area

Waldbaden liegt im Trend.

Getty Images

Kürzere Tage, kühlere Temperaturen und überwiegend schlechteres Wetter: Die kalte Jahreszeit macht vielen Menschen zu schaffen – sowohl physisch als auch psychisch. Damit wir positiver durch den Herbst und Winter kommen, hat uns Dr. Andreas Hagemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck, seine besten Tipps verraten

Waldbaden

Allen voran: das Waldbaden. In Japan gilt der Wald als heiliger und heilender Ort. Auch hierzulande nutzen immer mehr Menschen das Waldbaden als wohltuende Energiequelle für Körper und Seele. Unter Buchen, Fichten oder Tannen erlebt man die Natur mit allen Sinnen. «Dabei werden unter anderem auch die ätherischen Öle, die im Wald quasi in der Luft liegen, zur ganzheitlichen Entspannung und Entschleunigung genutzt», erklärt Dr. Hagemann. Das helfe auch bei Burnout oder Stress-Erkrankungen – am besten anfangs unter Anleitung einer erfahrenen Trainerin oder eines erfahrenen Trainers.

Weitwandern gegen Stress und Depressionen

Ein neuer Trend-Sport bewegt die Massen: Galt Wandern bereits bei unseren (Gross-)Eltern als Wunderwaffe gegen Zivilisationskrankheiten, so sollen tagelange Touren durch die Natur nun die Wellness-Wirkung noch toppen. «Wandern ist generell gesund für Psyche und Physis», erläutert Dr. Hagemann. «Weitwandern bietet darüber hinaus den Vorteil einer langzeitigen Möglichkeit des Abschaltens, des Besinnens und der Entschleunigung», betont der Experte. «Auf den tagelangen Touren zu Fuss habe ich Zeit, zur Ruhe zu kommen, den Alltag mit seinen Problemen hinter mir zu lassen und zu mir selbst zu finden – ähnlich wie es früher Pilgerreisen zum Beispiel auf dem Jakobsweg waren.» Je länger Strecken und «Auszeit», desto grösser sei auch der mögliche Stressabbau. Anfänger und ältere Menschen sollten sich vor dem Start jedoch einem Check-up bei einer ärztlichen Fachperson unterziehen.

Das Glück geht durch den Magen

Studien belegen, dass sich das Risiko, depressiv zu werden, durch einen ausgewogenen Speiseplan reduzieren lassen kann. So kommen Omega-3-Fettsäuren nicht nur Herz und Kreislauf zugute, sondern wirken zudem als natürliches Antidepressivum. Vor allem Walnüsse oder fetter Seefisch wie Lachs und Thunfisch sollten deshalb aus medizinischer Sicht möglichst oft auf den Tisch kommen. Neben Omega-3-Fettsäuren wirken folsäurehaltige Lebensmittel wie etwa Spinat, Spargel und Petersilie stimmungsaufhellend. Und auch vitamin-D-haltige Lebensmittel können sowohl präventiv als auch bei der Behandlung unterstützend helfen.

Kakao – der süsse Muntermacher: Ein ideales Getränk an kalten, tristen Tagen sei laut Dr. Hagemann eine warme Schoggi. Nicht nur aufgrund seines Gehalts an Theobromin, einer wie Koffein belebenden Substanz, gilt er als wahrer «Muntermacher». Nachweislich könne dessen hoher Anteil des Spurenelements Selen dabei helfen, Stimmungsschwankungen auszugleichen und Gehirn sowie Nervensystem zu stärken.

Sonne tanken

Wer Sonne tankt, der fördert nicht nur die Gesundheit von Kreislauf und Knochen, sondern auch sein psychisches Wohlbefinden. Denn ohne «Sonnen-Power» stagniere die Synthese des stimmungsfördernden Vitamin D. «Dieses wird zu 90 Prozent durch UV-Strahlung, also Sonnenlicht, in der Haut gebildet», erklärt Dr. Hagemann. Selbst ein wolkenverhangener Himmel lässt noch Licht durch und wirkt stimmungsaufhellend.

Kleine Lichtblicke an trüben Tagen schätzen auch unsere Hormone: «Der ausgeprägte Lichtmangel führt dazu, dass der Körper vermehrt das stimmungssenkende Schlafhormon Melatonin produziert, dafür aber weitaus weniger des Wohlfühl-Hormons Serotonin», so Dr. Hagemann. Die Folge: eine saisonal abhängige Depression (SAD), der medizinische Fachbegriff für Herbst- oder Winterblues.

Ausreichender Schlaf sowie höchstens der mässige Genuss von Alkohol, Nikotin und Kaffee sind weitere wirkungsvolle Faktoren im Kampf gegen den drohenden Herbst- oder Winterblues. Hält ein Stimmungstief mehr als drei Wochen an, sollte die Hausärztin oder der Hausarzt aufgesucht werden, rät Dr. Hagemann. Denn: Unbehandelt vergehen Depressionen oft nicht von alleine und können chronisch werden.

 

Von spot am 7. November 2022 - 16:00 Uhr