Ein Mann in lasziver Pose, oben ohne, den Kopf nach hinten geworfen – dieses Foto ziert seit einigen Tagen den Instagram Account des Zürcher Fotografen Ealy Neal Moses. Und es gibt zu reden. Denn der Mann auf dem Foto sieht nicht aus, als sei er gerade einer Calvin-Klein-Kampagne entsprungen. Er hat Brusthaare und ein kleines Bäuchlein. Trotzdem scheint er sich ziemlich wohl in seiner Haut zu fühlen. Der Normalzustand ist das heute aber leider keineswegs.
«Die Konversation über männliche Body Positivity ist längst überfällig», beginnt Elay seinen Text zum Post. Unrecht hat er damit nicht: Während die Darstellung von Frauen in den Medien langsam aber sicher diverser wird, auch mal Schwangere, kurvige Models oder Dehnungsstreifen gezeigt werden, herrscht bei den Männern weiterhin ein ganz bestimmter «Idealtyp» vor. Bei einer grossen Modefirma werden selbst die Übergrössen für Männer an schlanken Models gezeigt – lediglich die Grössenskala reicht etwas weiter nach oben. Mit diesem einseitigen Denken will der junge Fotograf brechen. Schliesslich würden auch die Herren leiden. «Ich arbeite neben dem Studium bei einer Modekette und sehe tagtäglich, wie einige Männer frustriert den Laden verlassen. Ganz normal gebaute Typen passen nicht in die Grössen, in der Werbung und in den sozialen Medien wird der fülligere Mann totgeschwiegen. Mit meinen Fotos wollte ich einfach eine Diskussion starten.»
Der Schönheitsdruck betreffe schliesslich beide Geschlechter – und sorge bei Männern genauso für Unsicherheiten. «Wer über sein Aussehen spricht und offen zugibt, dass er sich nicht wohlfühlt, wird als eitel betitelt und belächelt. Mit anderen über die Probleme zu sprechen, ist schwierig. Das passt nicht einfach nicht ins starke Männerbild.»
Bei seinem Projekt «Male Body Positivity» bekommt der Zürcher Fotograf das auf die harte Art und Weise zu spüren: Von zehn normalgewichtigen Models, die er ursprünglich fotografieren wollte, blieben ihm am Ende nur drei. «Die anderen haben mir abgesagt, weil sie sich unwohl dabei fühlten, ihren Körper zu zeigen.» Dafür tun das die Übrigen mit umso mehr Stolz. Das Selbstbewusstsein sieht man ihnen an. Auf Instagram schreibt Elay «Das Ziel ist es nicht, den athletischen Körper zu diskriminieren. Schliesslich ist auch er wunderschön und hart erkämpft. Das Ziel sollte sein, alle Körpertypen sichtbar zu machen und Body Diversity zu normalisieren. Ich meine; schaut euch meine wunderschönen Models an. Sie strahlen von innen heraus.» Wir bestätigen das. Und wünschen uns ab sofort mehr inspirierende Geschichten von Männern UND Frauen, egal ob superschmal, kurvig, mit Sixpack oder Bierbäuchlein.