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  4. Coronavirus: Wie Telefonate stets mit Alkohol enden
Wenn die besten Freundinnen weit weg sind

Wie mein Handy aktuell zur Bar mutiert

Die engsten Vertrauten sind leider die, die räumlich am weitesten von euch entfernt sind? Redaktorin Denise geht das zurzeit genauso. Und da nun ja erstmal keine physischen Treffen möglich sind, begegnen sie und ihre BFFs sich jetzt vermehrt virtuell, vermehrt feuchtfröhlich.

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... und den nächsten Vino, bitte. Danke! 

instagram/styleheroine

«You Can't Always Get What You Want» – den Stones-Hit hat mir mein Vater schon vorgespielt, als ich noch ein kleines Mädchen war. Es war seine ganz eigene Art, mich aufs Leben und das Erwachsenwerden vorzubereiten. Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, was mir Papa da nach dem Besuch im Spielzeugladen im Auto sagen wollte. 1. Ich hatte wirklich schon genug Barbies und 2. läuft es eben nicht immer so, wie man es sich wünscht (3. Wie cool ist mein Papa?).

Eine Phase, in der ich mal wieder ganz und gar nicht das bekomme, was ich gern hätte, ist die aktuelle – das Hier und Jetzt. Schuld an der Misere ist jedoch weder ein Elternteil, noch irgendein anderer greifbarer Sündenbock. Es ist dieses verdammte Coronavirus, das mir einen Strich durch die Rechnung macht. Es geht um Folgendes: Ich: gebürtige Deutsche, meine Wahlheimat: Zürich. Meine Familie und viele Freundinnen sind also weit weg von mir. Mit keiner Aussicht auf Besserung. Gemeinsame geplante Trips und Besuche zu Hause sind vorerst gecancelt. Ein Zustand, der mich tatsächlich dazu gebracht hat, mich der Videotelefonie zu widmen. Etwas, das ich bis dato gar nicht gern gemacht hab. Und so rief ich erst mal die Mama an (meine Eltern sind geschieden). Uff. Was war das denn bitte? Wir beide brachen am Ende des Calls dermassen in Tränen aus, dass sich mein Freund anschliessend erkundigte, ob irgendetwas passiert sei. Mit Papa läuft das etwas smoother. Da komm ich nämlich gar nicht erst so richtig zu Wort, bei all dem, was er mir stolz präsentiert – er hat mal wieder im Haus gewerkelt. 

Die Einzigen, mit denen mir diese FaceTime so richtig, richtig Spass macht, sind meine besten Freundinnen. Da wird im Conferencecall gelacht, diskutiert und vor allem eins: getrunken. Am liebsten Vino. Am liebsten synchron ins Glas (und die Kehle runter) geschüttet. Und so kann es vorkommen, dass wir schon am Samstagnachmittag dermassen einen sitzen haben, dass wir danach ein Schläfchen machen müssen. Das mag zwar irgendwie lustig klingen, ist für mich aber ein ganz klares Zeichen: Wir vermissen die gemeinsamen Stunden so sehr, dass wir die Sehnsucht in Rosé und Rotwein ertränken. Ich sags euch, das ist wie Liebeskummer.

Warum wir unsere Calls nicht auch nüchtern durchführen? Naja, eigentlich sind solche Telefonate ja dazu da, uns Freude zu bereiten, weil wir uns sehen. Und eben nicht, um uns ohnehin schon angekratzte Mittezwanziger noch trüber zu stimmen. Ohne die Getränke würden wir uns anstrahlen, quatschen, aber wahrscheinlich nicht offen darüber sprechen, wie wir uns fühlen. Doch der Wein, in dem ja bekanntlich die Wahrheit liegt, spült uns die Maske vom Gesicht. Und so kommt schnell die Einsamkeit der Einen, die Verzweiflung der Anderen und die Zukunftsangst der Dritten ans Licht. 

Keine Sorge, wir reiten uns nicht nur gegenseitig in schlechte Stimmung. Ist erst mal alles von der Seele gekotzt, lässt es sich viel leichter wieder von Herzen lachen und albern zu Papas Tunes auf den Betten tanzen. Eins steht für mich fest: Entfernung kann den Bund einer (sehr) guten Freundschaft nicht brechen, ein blödes Virus schon gar nicht. Und braucht es dazu ein, zwei Gläser Wein, dann sei es halt so. Cheers! 

Von Denise Kühn am 27. März 2020 - 18:09 Uhr