Eines haben sicher alle aus der Coronakrise gelernt: Immer genügend WC-Papier an Lager zu haben. Denn als das öffentliche Leben zum Stillstand kam, stürmten die Kunden die Toilettenpapier-Regale in den Supermärkten. «Warum eigentlich?», fragte sich Lisa Marie Garbe von der Universität St. Gallen. «Ich war zur Zeit des Lockdown in Oxford und habe oft mit meiner Mutter telefoniert. Bei unseren Gesprächen haben wir auch über das fehlende WC-Papier gerätselt», erzählt die Politikwissenschafterin.
Hamsterer sind nicht asozial
Zusammen mit ihrem Partner Theo Poppe, der Psychologe ist, und Richard Rau, einem Kollegen aus Münster, entwickelte sie deshalb einen Fragebogen. Innerhalb von zwei Wochen haben mehr als 1000 Personen aus über 22 europäischen und nordamerikanischen Ländern an der Befragung teilgenommen. Ausgewertet wurden die demografischen Angaben, die Aussagen, wie bedroht sich die Teilnehmer durch die Pandemie gefühlt haben und wie viel WC-Papier sie in dieser Zeit gekauft haben. Das Fazit: Menschen, die sich von Corona bedroht fühlten oder besonders gewissenhaft sind, kauften mehr Klopapier.
Der Fragebogen erlaubte eine Einschätzung von sechs Persönlichkeitsmerkmalen:
- Emotionalität
- Ängstlichkeit
- Extraversion
- Gewissenhaftigkeit
- Ehrlichkeit-Bescheidenheit
- Offenheit
Menschen, die stärkere Emotionen zeigten, hamsterten vermutlich mehr, da sie eine grössere Bedrohung vermuteten.
«Ich fand es spannend, dass Klopapier-Hamstern nicht wirklich ein anti-soziales Verhalten ist, sondern vielmehr durch die Angst von Corona geprägt ist»,
sagt Lisa Marie Garbe.
«Man sollte das Verhalten also nicht direkt abwerten, sondern sich eher fragen, wie es Politiker*innen schaffen könnten, in einer solchen Situation, Bürger*innen die Angst zu nehmen und dadurch irrationalem Verhalten vorzubeugen.»
Und wie hat sich die Forscherin selber verhalten? «Ich war schon viel zu spät dran für Hamsterkäufe. Als ich ein paar Tage nach dem Lockdown festgestellt habe, dass wir mal wieder Klopapier bräuchten, war bereits alles weggekauft. Eine Woche später war ich dann sehr früh im Supermarkt und habe eine der letzten Packungen ergattern können. Ein bisschen nervös hat mich das aber tatsächlich gemacht», erzählt sie.
Vollumfänglich erklären lassen sich die Hamsterkäufe anhand der Studie aber doch nicht. Lisa Marie Garbe und ihre Kollegen weisen in ihrer Auswertung darauf hin, dass nur ein Fünftel der Hamsterkäufe auf die Persönlichkeit zurückzuführen sind.
Hand aufs Herz: Habt ihr gehamstert? Wenn ja – verratet uns doch, was eure Beweggründe waren.