Immer mehr Arbeitnehmer*innen definieren sich selbst als Quiet Quitter. Eine Lebensweise, bei der man im Job gerade nur so das Minimum leistet, um nicht entlassen zu werden. Sprich: täglich pünktlich den Laptop zuschlagen, Wochenenddienste ablehnen, nach Feierabend keine Anrufe mehr entgegennehmen und ausserhalb der Arbeit auch nicht ins Mail-Postfach schauen. Statt die oft erwünschte Extrameile zu laufen, bleiben Quiet Quitters lieber gemütlich auf dem Bürosessel sitzen.
Fehlende Wertschätzung
Vor allem auf Social Media erzählen immer mehr Menschen ihren Follower*innen, was sie dazu bewegt hat, nur noch das Mindeste zu tun. Was auffällt: In der Regel waren die Quitters zu Beginn ihres Jobs top motiviert. Es ist die fehlende Wertschätzung der Arbeitgeber*innen, die im Laufe der Zeit an der Motivation kratzt. Fehlendes Feedback, ein geringerer Lohn als gleichgestellte Kollegen*innen, unbezahlte Überstunden, utopische Erwartungen – die Liste an demotivierenden Dingen im Arbeitsalltag ist gross. Frust entsteht. Merkt man dann noch, dass es sowieso keinen Unterschied macht, ob man sich auf gut Deutsch den Allerwertesten aufreisst oder eben nur das Nötigste tut, gibt es kaum mehr einen Weg zurück aus dem Quiet Quitting.
Fokus auf Work-Life-Balance
Die Quiet Quitters haben aber noch einen anderen wichtigen Grund: Das Privatleben geht ihnen über den Beruf. Während viele bei ihren Eltern noch zusehen mussten, wie sie der Job zum Burnout führte, strebt die jüngere Generation heute einen gesünderen Lebensstil an. Das inkludiert auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Workaholic möchte heute niemand mehr sein. Stattdessen sehnt man sich danach, die Welt zu bereisen und sich Sinnvollem zu widmen. Ein klassischer «Nine to Five»-Job? Uncool.
Das können Arbeitgeber*innen tun
Unia-Mediensprecher Philipp Zimmermann nennt im Interview mit 20 Minuten neben der fehlenden Wertschätzung auch den unermesslichen Leistungsdruck als möglichen Grund für die rasche Verbreitung der Quiet Quitters. «Den hat es früher nicht in diesem Mass gegeben. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwinden zunehmend. Das ist ein Problem.» Umso wichtiger für Arbeitgeber*innen also eine gesunde Feedbackkultur einzusetzen und die Erwartungen an ihre Mitarbeiter*innen realistisch zu halten.