Praktisch alle sind sie da. Auf diesen Instagram-Accounts, die mir in letzter Zeit immer in den Discover-Feed gespült werden, sind Margot Robbie, Dua Lipa, Emilia Clarke, Meghan Markle – und so weiter. Sie alle haben angeblich etwas an ihrem Gesicht machen lassen. Und Instagram will die Fotobeweise liefern. Vorher. Und nachher.
Teilweise bis zu über einer Million Follower haben die Accounts (bspw. Celeb Face). Und sie tragen auch giftigere Namen wie: Exposing Celeb Surgery. Hunderttausende Fans können sich davon überzeugen, wie eindeutig jede:r mindestens einen chirurgischen Eingriff über sich hat ergehen lassen.
Neu ist das Prinzip nicht. Vor Instagram kümmerten sich Magazine und Zeitungen um die Offenbarungen. Doch die sozialen Medien verbreiten die geballte Bilderflut (dank der cleveren Algorithmen) noch schneller auf der ganzen Welt. Und landet man erst mal auf so einem Profil, zieht es einen stärker ins Wurmloch, als Alice «unschuldig» sagen kann. Man scrollt und scrollt und scrollt und fühlt sich schlecht dabei, weil man: verurteilt und verurteilt und sich wundert, wundert: Was sogar die?
Social Media hat vieles verändert (man ist gefühlt näher bei den Stars, man teilt alles mit jedem, etc.), aber Klatschnachrichten nicht. Einiges, was heute viral geht, gab es genauso früher in Papierform. Aber mittlerweile bedarf es nicht mal mehr eines Schönheitschirurgen oder einer Schönheitschirurgin, die Pfeile auf Bilder malen und erklären, wo da überall ja wohl aufgespritzt und weggeschnitten wurde. Die brauchen wir nicht, um zu belegen, dass die Veränderungen nicht nur des Alterns wegen stattgefunden haben können. Wir sind alle zu Expert:innen geworden.
Die schummeln! Drama von Schuld und Sühne
Viele Nasen wurden angeblich verschmälert. Diverse Wangen erhöht. Kiefer markanter modeliert. Lippen etwas voller geschummelt – nicht nur mit Lipliner, wie Kylie Jenner lange betonte.
Und was, wenn wirklich alle, die in den Feeds dieser Accounts auftauchen, etwas an uns haben machen lassen? Überraschen würde es nicht. Menschen haben schon immer unvernünftige, ungesunde und verrückte – oder einfach auch ganz wertfrei – Dinge mit ihren Körpern angestellt, um glanzvoller, bewundernswerter oder wichtiger auszusehen. Die Vorstellungen von Schönheit haben traditionell weniger mit Natürlichkeit zu tun als mit Macht und Reichtum. Und Druck. Und den verspürt man bestimmt auch besonders, wenn man so in der Öffentlichkeit steht wie die Schauspieler:innen. Oder Sänger:innen.
Eigentlich sollten wir mittlerweile weit genug sein und nicht die verurteilen, die etwas an sich änderten (weil: deren Sache). Sondern uns selbst und das Aussehen-Shaming. Aber der Erfolg von Accounts wie Celebrities.after.Surgery zeigt: So ganz haben wir diese alten Verhaltensmuster noch nicht abgelegt. Vorsatz für 2021 und erster Schritt zur Besserung: Celebritiesbeforeafter und all diesen Profilen (falls ihr einem davon folgt) zumindest mal entfolgen.