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  4. Schönheitsideale und Männlichkeit in China – Plus-Size-Boyband folgt dem Zeitgeist
Über toxische Ideale

Eine pummelige Boyband schlägt in China Wellen – gut?

Nicht spindeldürr. Die Gruppe «Produce Pandas» ist angeblich die erste «Plus-Size»-Boyband des Landes. Sie gehört zu einer neuen Welle von Berühmtheiten, die vom chinesischen Publikum als sympathischer angesehen werden. Dass jede*r so sein kann, wie er oder sie will, heisst das aber noch lange nicht.

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Chinesische Boyband

Gefeiert, weil sie nicht skinny sind: Die chinesische Boyband Produce Pandas.

Instagram/@producepandas

Sympathisch sollen sie sein. Die Produce Pandas. Sie singen fröhliche Lieder über Selbstbewusstsein und darüber, sich selbst treu zu bleiben. «Halte dich nicht zurück. Wenn du pummelig bist, fällst du mehr auf» – Good Vibes only.

Die Fans schwelgen nun darin. Dass es Prominente gibt, die genau so aussehen wie sie, nachdem sie jahrelang ganz dünne Stars vorgesetzt bekommen haben. Das Bedürfnis sei da, sagt Manya Koetse, eine China-Medien-Spezialistin, zu BBC.

Auch Talentshows haben aus diesem wachsenden Appetit nach mehr Menschen wie du und ich, Kapital geschlagen. «Sisters Who Make Waves», eine Show mit weiblichen Prominenten, die älter als 30 Jahre sind, war letztes Jahr beim chinesischen Publikum unglaublich beliebt. In der Show traten Prominente gegeneinander an, um im Finale fünfköpfige Girlband zu bilden.

Alle sind froh. Die Unterhaltungsindustrie geht dem Interesse nach realistischen Idolen, mit denen man sich identifizieren kann, nach. Unterstützt die dem angeblich Entsprechenden – zensiert die dem, ihrer Meinung nach, nicht Entsprechenden.

Das Gewicht der Erwartungen

Chinas Regierung hat im vergangenen September moderne TV-Produktionen ins Visier genommen. Die staatliche Fernseh- und Radioverwaltung (NRTA) in Peking hat dazu aufgefordert, keine männlichen Darsteller «mit einem weiblichen Stil und andere abnormale Ästhetik» zu zeigen. Die Anweisung wendet sich offenbar gegen einen Trend zu einem eher weiblichen oder androgynen Aussehen von Sängern oder Schauspielerinnen, der von Südkorea und Japan nach China überschwappt. Dem wollte man nun Grenzen setzen.

Die Fernsehstationen sollten sich an «politische Qualität, moralischen Charakter und künstlerische Standards als Auswahlkriterien» halten. Auf keinen Fall dürften Personen gezeigt werden, «deren politische Ansichten inkorrekt sind». Es solle ein «patriotisches, tugendhaftes und künstlerisches Ethos» in der Unterhaltungsindustrie geschaffen werden. Man fragt sich schliesslich, wie «real» und sympathisch kann jemand sein kann, der so viele Kästchen anzukreuzen hat und jederzeit darauf achten muss, was man sagt und was man tut?

Von zin am 23. Oktober 2021 - 10:48 Uhr