Generell gilt: Absolute Sicherheit gibt es bei Vakzinen nie. Dafür war die Probandenzahl einfach zu klein. In den bisherigen Studien wurden zwar zehntausende Freiwillige geimpft, und das reicht aus, um häufigere Nebenwirkungen festzustellen oder auszuschliessen. Allerdings sollen nun hunderte Millionen Menschen in Europa immunisiert werden. Dabei können noch sehr seltene Komplikationen auftauchen.
«I feel like healing is coming», sagt Sandra Lindsay, eine Krankenpflegerin, als sie live im TV als die erste Person in den USA geimpft wird. Sie bekommt den Stoff von Pfizer verabreicht. Dem amerikanischen Pharmakonzern. Die Worte markieren vielleicht den Anfang vom Ende der Pandemie. Einer schmerzhaften Zeit in der Geschichte. Vielleicht. Die Rettung naht. Man wird ja wohl darauf vertrauen dürfen. Oder?
Wie sicher ist die Impfung?
1) Nebenwirkungen
Die Schweiz hat Verträge mit drei Impfstoffherstellern. Pfizer/BioNTech. AstraZeneca. Und Moderna. Ersterer ist bereits zugelassen. 107 000 bestellte Dosen kommen je nach Kanton frühestens ab dem 23. Dezember 2020 (Zentralschweiz) und spätestens ab dem 11. Januar 2021 (Bern) zum Einsatz. Die anderen beiden Impfstoffe befinden sich noch im Zulassungsverfahren bei Swissmedic.
Die bisherigen Tests haben keine schwerwiegenden Gefahren gezeigt. Bei Pfizer und Moderna entwickelten zwei Probanden über einige Tage sehr hohes Fieber, zwei andere zeigten vorübergehend Lymphknotenschwellungen in der Achselhöhle.
Weil die Impfung dem Körper eine Infektion vorgaukelt, reagiert das Immunsystem auch vorübergehend mit den typischen Anzeichen: Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit. Davon berichten viele der Proband*innen, die Symptome werden jedoch vom Immunsystem hervorgerufen, nicht von der Impfung, und zeigen nur, dass die Impfung tatsächlich eine Immunität aufbaut.
2) Sicher, obwohl so schnell entwickelt?
Normalerweise dauert die Entwicklung von Impfstoffen mehrere Jahre, denn der Prozess besteht aus verschiedenen Phasen. Erst muss die Impfstruktur gefunden werden. Dann erprobt werden, ob sie sicher ist, welches die richtige Dosis ist – und: Ist sie wirksam. Danach kommen die Studien, deren Teilnehmende man monatelang beobachtet.
Keiner dieser Schritte wurde ausgelassen bei der Entwicklung der Covid-19-Impfstoffe. Man konnte von den Erfahrungen des Sars-Virus profitieren. Man sparte Zeit, indem die Schritte direkt hintereinander angesetzt wurden. Die Zeit der letzten Phase hat man jedoch von sonst zwei bis drei Jahren auf zwei Monate reduziert. Es gibt daher womöglich ein erhöhtes Risiko für spätere Komplikationen.
Noch ansteckend? Wenn man geimpft ist, kann man nicht sicher sein, dass man sich nicht infiziert (Pfizer ergab eine 90-prozentige Sicherheit), und auch nicht, ob man noch ansteckend ist. Quarantäne muss man also auch noch einhalten, wenn geimpft.