Schubladen sind für Socken da – sollte man meinen. Die aktuelle Debatte um rassistische Beleidigungen gegen die drei englischen Nationalspieler Bukayo Saka, Marcus Rashord und Jadon Sancho zeugt jedoch vom Gegenteil. Nachdem sie im EM-Final die Elfmeter verschossen, werden sie in den sozialen Medien rassistisch beleidigt. Unter anderem sind unter dem neusten Post des erst 19-jährigen Bukayo Saka dutzende Hasskommentare zu lesen. Auch auf den Strassen Englands wurden Schwarze angegriffen und beleidigt. Nun ermittelt die Polizei.
Das ganze verdeutlicht wieder einmal: Rassismus ist Teil unserer Gesellschaft. Die Fallzahlen rassistischer Diskriminierung steigen gemäss des Vereins humanrights.ch sogar von Jahr zu Jahr. Rassismus ist die stille, vielleicht wirksamste Ideologie der Menschheitsgeschichte. Aber wie konnte es soweit kommen?
Die folgenden Bücher und Filme beschäftigen sich damit, wie fremdenfeindliche, rassistische und diskriminierende Strukturen unsere Gesellschaft zu prägen begannen und das noch heute tun – ein Thema, mit dem sich jede*r auseinandersetzen sollte.
Filme zur Aufklärung von Rassismus
Das Schwarz-Sein in der deutschen Nationalmannschaft
Der Film «Schwarze Adler» erzählt die Geschichte von schwarzen Fussballnationalspieler*innen im weissen Trikot. Die Dokumentation begleitet Spieler*innen wie Steffi Jones oder Gerald Asamoah und zeigt, wie sie Rassismus erlebten, wie sie sich dagegen wehrten und warum sie trotz allem mit Höchstleistung für ihr Land spielen.
Den Film gibts hier und auf Amazon Prime.
Die Geschichte des Wahns
Wie kommt es, dass man Menschen nach Haut- und Haarfarbe bewertet? Ist Rassismus Teil unseres Denkens und was stellt er mit unserem Bewusstsein, unserem Verhalten an? Diesen und vielen anderen Fragen geht der Kölner Kabarettist und Autor Marius Jung, der bereits selbst wegen seiner dunklen Hautfarbe mit Anfeindungen konfrontiert wurde, in der Dokumentation «Rassismus – die Geschichte eines Wahns» auf den Grund.
Die Dokumentation findet ihr hier.
Rassismus und Showbusiness
Menschenzoos. Sie existierten bis in die 50er Jahre. Denn «die Wilden» (gleichnamige Dokumentation, produziert von ARTE) waren damals Teil eines boomenden Showbusiness und damit der Zurschaustellung von Menschen und deren vollkommener Entmenschlichung.
Wie es ist als Woman of Color
In Brasilien kann es eine Frau das Leben kosten, eine Feministin zu sein – vor allem, wenn sie schwarz ist. Eine der Episoden der Doku-Serie «Fundamental» von Sharmeen Obaid-Chinoy für das Online-Magazin «Refinery29» nimmt sich dieser Thematik an und zeigt das auf eindrucksvolle Weise.
Verbünden
«How to be an Ally». Das fragen sich sich jetzt alle (und wenn nicht: ihr solltet). In diesem Video bietet die YouTuberin und Moderatorin Lisa Sophie Laurent eine Plattform, um im Gespräch mit beiden antirassistische Handlungsoptionen zu formulieren und mit ihrer Community zu teilen.
Was Rassismus mit einem macht
«Afro.Deutschland» zeigt, dass Rassismus nicht auf rechte Gewalt reduziert werden kann. Es geht um subtilere Ausprägungen, die zur Normalität in Deutschland geworden sind: diskriminierende Begriffe, die immer wieder verwendet werden, oder grenzüberschreitendes Verhalten gegenüber schwarzen Personen.
Warum so wütend?
«Why are Black Women so angry?» Ja, warum nur?
Die Welt war nie weiss
«Die Welt ist nicht weiss. Sie war nie weiss. Weiss ist eine Metapher für Macht.» Schriftsteller James Baldwin und seine Romane erlangten mythische Bedeutung. Schon der erste «Go Tell It on the Mountain», die Geschichte seiner Jugend. Die Essays sind hochpolitisch und brillant. Baldwin war schwul, und er war schwarz, er war als Schuhputzboy aus New York losgezogen und lebte im selbst gewählten Exil am Fusse einer mittelalterlichen Zitadelle an der Riviera, wo er 1987 starb. James Baldwin war vieles, nur eines war er nicht und wollte es nicht sein: «I Am Not Your Negro».
Bücher zum Thema Rassismus
Ein Manifest gegen das Albtraum-Konzept «Heimat»
«Eure Heimat ist unser Albtraum» (Ullstein Buchverlage), herausgegeben von Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, ist eine Sammlung zahlreicher Geschichten. Insgesamt vierzehn Publizist*innen und Autor*innen widmen sich einem sehr hochdeutschen Begriff und schreiben über zu italienische Kinder und orientalisch zu spät kommende Freunde. Und noch viele weitere «zus».
Ständig eine Gefahr zu sein
Während im vorherigen Buch Deutschland kritisch beleuchtet wird, kümmern sich die 26 Autor*innen (mit dabei die grossartigste Zadie Smith) in Nikesh Shuklas «The Good Immigrant» (Penguin Books) um England. Und zwar darum, wie es sich anfühlt, einer Minderheit anzugehören, ständig als potenzielle Gefahrenquelle angesehen oder am Flughafen besonders durchsucht zu werden.
Das Leiden der anderen
Carolin Emcke fragt sich wie sie das können: so zu hassen. Wie sie sich so sicher sein können. Denn das müssen die Hassenden sein: sicher. Sonst würden sie nicht so sprechen, so verletzen, so morden. In ihrem Buch «Gegen den Hass» (S. Fischer Verlag) hat sich die deutsche Autorin 2016 mit wachsenden Ressentiments, Rassismus und einer zunehmenden Demokratiefeindlichkeit beschäftigt.
Warum?
Ijeoma Oluo gibt in «Schwarzsein in einer rassistischen Welt» (Unrast Verlag) Antworten auf die Fragen, die nach dem letztjährigen Tod von Georg Floyd noch immer präsent sind. Es geht um die Polizeigewalt in den USA und Massenverhaftungen von Afro-Amerikaner*innen, aber auch um den Begriff der Intersektionalität und all die «kleineren» Lebensbereiche, in denen Rassismus tagtäglich stattfindet.
Die Geschichte der Polizeigewalt
«The Hate U Give» (der Titel geht auf Tupac, den Lieblingsrapper der Autorin zurück) von Angie Thomas ist ein Roman, der in den USA monatelang die Bestsellerlisten anführte. Die Zeit schreibt: «Es ist schwer, diesen Roman zu lesen, ohne gemeinsam mit dem Hauptprotagonisten Starr abwechselnd wütend zu werden und zu verzweifeln, sich ohnmächtig und ausgeliefert zu fühlen und zutiefst verängstigt.»