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Experte rät: Nicht zu viel vornehmen

Freizeitstress im Sommer? «Zu viel des Guten nimmt einem die Luft»

Viele freuen sich im Sommer auf ihre Freunde, Grillen am See und Freizeitaktivitäten in der Natur. Die Erholung kommt dabei oft zu kurz. Wer sich bei all den Terminen gestresst fühlt, kann folgende Experten-Tipps beherzigen.

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Zu viel Planung und Aktivitäten im Sommer können Stress auslösen.
Zu viel Planung und Aktivitäten im Sommer können Stress auslösen. Krakenimages.com/Shutterstock.com

Kaum werden die Tage wieder länger und schöner, gibt es für viele kaum noch ein Halten: Was in den kühlen Monaten nicht möglich war, wollen wir im Sommer möglichst nachholen. «Doch wer an den Feierabenden und Wochenenden ständig verplant und rundum ausgebucht ist, der fördert eher Erschöpfung als Entspannung», warnt Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der nordrhein-westfälischen Haku-Privatkliniken in Eschweiler, Merbeck und Duisburg. Im Interview verrät er die besten Tipps, um mit Ruhe und Gelassenheit durch die sommerliche Freizeitplanung zu kommen.

Mit Mass und Ziel geniessen

«Ständig befürchten wir, irgendetwas zu verpassen und wollen möglichst mindestens genauso viel erleben, geniessen, unternehmen, wie es in sozialen Medien vorgelebt wird. Doch genau das ist der falsche Weg», warnt der Experte. «Wichtig ist es, selbst bei schönen Freizeit-Aktivitäten mit Mass und Ziel vorzugehen.» Sein Tipp: «Am besten versuchen, nicht das Maximale aus dem Wochenende herauszuholen, sondern Akzente durch einige ausgewählte Termine setzen. Das müssen nicht immer Highlights sein, aber es sollten Momente sein, die Spass machen, die Sie möglichst unbeschwert geniessen können.»

Mehr Spontanität gönnen

Als Erfolgsfaktor für eine konstruktive Freizeitplanung empfiehlt der Experte mehr Spontanität statt fester Termine rund um die Uhr. «Verabreden Sie sich kurzentschlossen mit Freunden zum Joggen, zum Grillen oder etwa zu einem Kinobesuch statt auf Wochen im Voraus jede freie Minute zu verplanen», schlägt Dr. Hagemann vor. «Denn zu viel des Guten nimmt einem buchstäblich die Luft zum Durchatmen. Deshalb besser öfter in den Tag hineinleben.» Dazu gehört es auch, hin und wieder scheinbar «unnütze» oder «überflüssige» Dinge zu tun.

Hin und wieder egoistisch sein

Bei der Freizeitplanung für mehr Wohlbefinden ist eine «Portion Egoismus» hilfreich. Denn «wer sich stets verpflichtet fühlt, sich mit anderen Menschen zu treffen, mit ihnen beispielsweise Fussball, Tennis oder Karten zu spielen, der achtet oft zu wenig auf die eigenen Bedürfnisse», weiss Dr. Hagemann aus langer Klinikerfahrung. Soziale Kontakte sind wichtig, aber sie dürfen nicht zur Pflicht werden. «Pflegen Sie Freundschaften, die Ihnen guttun», rät der Experte.

Die richtigen Akzente setzen

Chillen heisst das Zauberwort gegen schädlichen (Freizeit-)Stress: «Statt etwa stundenlang in der Stadt zu shoppen, ist es wichtig, sich auch Ruhepausen zu gönnen – vielleicht bei einem Spaziergang oder dem Abspielen persönlicher Lieblings-Hits», sagt Dr. Hagemann. Wer sich gestresst fühlt, sollte sein Freizeitverhalten einmal hinterfragen und sein persönliches Wohlbefinden priorisieren. «Empfinde ich Glück und Befriedigung bei meiner sportlichen oder kreativen Freizeitbeschäftigung, so bedeutet dies selbst bei häufigen Herausforderungen in der Regel Eustress, also ein positives Erlebnis», führt Dr. Hagemann aus.

Smartphone und TV offline schalten

Computer und Fernseher gehören laut Umfragen zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Doch der ständige Medienkonsum ist tückisch: Ohne es zu merken, verfliegen die Stunden, in denen wir eigentlich nur passiv vor der «Glotze» sitzen. «Dies macht uns oftmals unzufrieden und fördert weder Stressabbau noch mentale Fitness», warnt Dr. Hagemann.

Täglich ab und zu offline schalten sollte man auch das Smartphone. «Ansonsten riskiert man eine permanente Überflutung an Nachrichten, Bildern und weiteren Informationen», sagt der Experte. Selbst an ruhigen Sommerabenden kommt da kaum noch ein Gefühl von Geborgenheit auf. 

Wer stattdessen im Freien aktiv wird, beispielsweise regelmässig joggt oder in die Pedale tritt, der steigert durch die UV-Strahlung die Produktion von  Vitamin D sowie des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn. Dies fördert das Gefühl von Glück und Freude in unseren wertvollen Freizeitstunden.

Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Haku-Privatkliniken in Eschweiler, Merbeck und Duisburg. Diese Kliniken für Psychiatrie und Psychosomatik sind spezialisiert auf Angst- und Panikstörungen, chronische Schmerzen und Stressfolgeerkrankungen wie Burnout und affektive Erkrankungen wie Depressionen.

Von spot am 4. Juli 2023 - 09:00 Uhr